Eisenbahnstrecken im Porträt: Die Lößnitzgrundbahn
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Kategorie: Was noch? | Stichwörter: Dackel, Lößnitzdackel, Moritzburg, Radebeul, Radeburg, Schmalspurbahn, SDG, Weißeritztalbahn
Von den Weinbergen durchs schattige Tal in ein offenes Teichgebiet: Die nur 16,6 Kilometer lange Strecke der Lößnitzgrundbahn könnte abwechslungsreicher nicht sein.
Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe
Für den Bau der Strecke spielte die landschaftliche Schönheit eine untergeordnete Rolle. Die 1884 eröffnete dritte sächsische Schmalspurbahn sollte vor allem Güter zwischen Radebeul und Radeburg transportieren – und zwar mit möglichst geringem Aufwand.
Schon in den ersten Jahren entdeckten auch Ausflügler die neue Bahn für sich: Schließlich konnte man damit zum Baden oder zu den Sehenswürdigkeiten von Moritz-burg fahren. Im Güterverkehr kamen zu den landwirtschaftlichen Produkten der Anfangszeit unter anderem Kohle für das Elektrizitätswerk Niederlößnitz und Baustoffe für die verschiedensten Projekte hinzu. Bis zum Zweiten Weltkrieg arbeitete die Lößnitzgrundbahn ausgesprochen rentabel. Kriegsschäden an Gleisen und Loks brachten den Verkehr 1945 zunächst zum Erliegen, doch schon in den 1950-ern rollten so viele Personenzüge wie nie zuvor. Erneut in Not geriet die Bahn durch den Siegeszug des Autoverkehrs: Immer mehr Menschen wollten individuell reisen, Gütertransporte verlagerten sich auf die Straße.
Rettung kam durch den 1974 aufgenommenen Traditionsbahnbetrieb und die Ernennung zum Technischen Denkmal. Nach der politischen Wende wurde zunächst der Güterverkehr eingestellt; 1998 wollte der neue Eigentümer DB AG die Strecke ganz stilllegen. Förmlich in letzter Minute wendete das der neu gegründete Verkehrsverbund Oberelbe ab, indem er eine langfristige Bestellgarantie zusicherte. 2001 übernahm die Mitteldeutsche Bahnreinigungs-Gesellschaft den Betrieb.
Seit 2004 bestimmt die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (früher BVO Bahn GmbH) die Geschicke des „Lößnitzdackels“ und investierte umfangreich in Gleise, Fahrzeuge und Bahnhöfe. Neben zuverlässigen regulären Fahrten üben Sonderaktionen und Feste in Zusammenarbeit mit dem Traditionsbahnverein eine starke Anziehung auf Einheimische wie Touristen aus.
2019 wurden insgesamt 275.000 Fahrgäste gezählt.
WEITERE FAKTEN
- Die Lößnitzgrundbahn rollt auf Gleisen mit einer Spurweite von 750 Millimetern.
- Auf einer Distanz von 16,6 Kilometern überwindet sie 109 Höhenmeter. Dabei passiert sie elf Stationen und fährt über 19 Brücken. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 25 Kilometer pro Stunde.
- Der Fahrzeugpark besteht vorwiegend aus Dampflokomotiven und fast 100 Jahre alten Personenwagen.
- Zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke gehören die Radebeuler Weinberge mit Spitzhaus und Bismarckturm, Moritzburg mit Schloss, Käthe-Kollwitz-Haus und Wildgehege sowie Radeburg mit dem Heimat- und Zille-Museum.
- Als Besonderheit gilt der 210 Meter lange Damm über den Dippelsdorfer Teich.
Dieses und weitere Themen finden Sie in der Kundenzeitschrift des VVO – OberelbeTakt – Ausgabe III/2020.
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