Damit der Bus Zeiten und Preise kennt
| 0 Kommentare
Kategorie: Was noch? | Stichwörter:
Jens Unger sorgt bei der Verkehrsgesellschaft Meißen dafür, dass jedes Fahrzeug aktuelle Daten an Bord hat.
Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe
Den Tag der Sachsen wird Jens Unger so schnell nicht vergessen. Denn zu diesem Fest rollte im Kreis Meißen jeder verfügbare Bus, wurde in Riesa der Stadtverkehr auf den Kopf gestellt. „Wir sind an den drei Tagen 14.000 Kilometer mehr gefahren als üblich“, sagt der Sachgebietsleiter IT und Datensicherheit der Verkehrsgesellschaft Meißen mbH (VGM). Und jeder Bus musste zu jeder Zeit alle aktuellen Fahrplan- und Tarifdaten an Bord haben.
Die verbundweit gültige Basis bekommt Unger vom VVO; er filtert sie und fügt VGM-spezifische Daten hinzu. Das Ergebnis übermittelt er per Mobilfunk oder WLAN an die sogenannten „EVENDpc“ der Busse – im Normalfall mit wöchentlichen Updates. „Während der Fahrt gleicht das Rechnergestützte Betriebsleitsystem (RBL) die Echtzeit im Minutentakt mit der Sollzeit ab“, so der Experte. „Es signalisiert dem Fahrer, ob er zu früh oder zu spät ist.“ Angezeigt werden ihm auch die aktuelle und die nächstfolgende Haltestelle.
In puncto Tarifdaten ist vor allem der August wichtig, denn da stehen in der Regel VVO-Tarifänderungen an – in diesem Jahr kamen die Tickets für den neuen Übergangstarif Riesa-Oschatz dazu. Diese können die Kunden auch direkt beim Fahrer erwerben. „Wie übrigens das gesamte Fahrkartensortiment“, sagt Unger nicht ohne Stolz. Als nächste Mammutaufgabe steht ihm der Fahrplanwechsel am 15. Dezember bevor: Dann müssen alle Fahrzeuge mit komplett neuen Daten beschickt werden.
Der Datentransfer funktioniert jedoch nicht nur in eine Richtung: Von den Bussen kommen auch jede Menge Infos zurück. „Natürlich werden Ticketverkäufe und Einnahmen erfasst und verglichen“, so Unger. „Zudem zeichnen die Bordcomputer die Fahrtrouten einschließlich jedes Haltes auf. Sie werden unter Einhaltung des Datenschutzes archiviert und helfen bei der Optimierung des Fahrbetriebes.“ Die Fahrer betrachteten dies nicht als Kontrolle, sondern eher als Absicherung und Entlastung. „Wenn zum Beispiel ein Fahrgast sagt, der Bus habe nicht gehalten, können wir das ganz objektiv nachprüfen.“
Jens Unger tüftelt begeistert an einer immer besseren Datenbereitstellung und -nutzung: So will er demnächst eine webbasierte Anmeldung für AnrufLinienBusse an den Start bringen. Dieser Bedarfsverkehr spielt im Kreis Meißen eine große Rolle; an Wochenenden macht er rund 35 Prozent des Gesamtangebots aus. „Bisher konnte man diese Fahrten nur telefonisch bestellen, was unter anderem für Hörgeschädigte problematisch war.“ Künftig sollen die Kunden gleich aus der VVO-Fahrplanauskunft heraus zum Anmeldeformular gelangen.
Das Sachgebiet IT- und Datensicherheit ist noch recht neu bei der VGM; zuvor war Unger Verkehrsplaner und betreute den Bereich „nebenbei“. Die fachlichen Kenntnisse dafür hat er sich selbst angeeignet. Und das Unternehmen kennt ohnehin kaum jemand besser als er. „Außer im kaufmännischen Bereich war ich eigentlich überall“, sagt der gelernte Kfz-Elektromechaniker.
Dieses und weitere Themen finden Sie in der Kundenzeitschrift des VVO – OberelbeTakt – Ausgabe VI/2019.
Kommentar verfassen