Digital trifft auf Papier

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Der VVO hat die vollständige Digitalisierung in der Kommunikation mit seinen Kunden eingeführt. Was in anderen Branchen als Industrie 4.0 bekannt ist, besitzt das Potenzial, die Mobilität grundlegend zu verändern und viele Aspekte des ÖPNV effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten.

Nils Brabandt/Konzept Konzept

Von links nach rechts: Dirk Geppert ist Mitarbeiter in der Abteilung Verkehr und kümmert sich um die Neuen Medien des VVO. Sandra Petzold ist Mitarbeiterin in der Abteilung Marketing und kümmert sich um die redaktionellen Inhalte der VVO-Website. Jan Neugebauer ist Mitarbeiter in der Abteilung Verkehr und kümmert sich um die Auskunftssysteme des VVO.

DIGITAL TRIFFT …

Informationen über Fahrzeiten, Verbindungen und Verspätungen können in Echtzeit bereitgestellt werden, was den Fahrgästen eine bessere Planung und Flexibilität ermöglicht. Digitale Informationssysteme geben zudem personalisierte Empfehlungen und optimieren die Nutzerführung. Auch Tickets sind zunehmend digital verfügbar, sei es per Smartphone-App oder über Online-Portale. Die Digitalisierung des ÖPNV bringt nicht nur technische Veränderungen mit sich, sondern auch neue Herausforderungen.

Die Digitalisierung der Vertriebs- und Auskunftssysteme im ÖPNV verspricht eine Vielzahl von Vorteilen und Chancen für Fahrgäste und Betreiber gleichermaßen. Durch den Einsatz wird der Zugang zum öffentlichen Nahverkehr deutlich vereinfacht und effizienter gestaltet. Fahrpläne, Tarife und Verbindungen können jederzeit und überall abgerufen werden, was die Planung von Reisen erleichtert und Flexibilität bietet. Zudem ermöglichen digitale Tickets eine bequeme und schnelle Buchung ohne lange Wartezeiten an Schaltern oder Automaten.

Darüber hinaus eröffnet die Digitalisierung des ÖPNV neue Möglichkeiten für innovative Mobilitätskonzepte und Geschäftsmodelle. Ride- und Carsharing-Angebote können nahtlos in den öffentlichen Nahverkehr eingebunden werden, um die sogenannte letzte Meile zu überbrücken und die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln sowohl für Pendler als auch Gelegenheitsfahrern attraktiver zu machen. Auch autonomes Fahren und die Integration von Elektrofahrzeugen in die Fahrzeugpools der Verkehrsunternehmen bieten Potenzial für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität.

Insgesamt birgt die Digitalisierung des ÖPNV enorme Möglichkeiten, um die Mobilität effizienter, umweltfreundlicher und kundenorientierter zu gestalten. Durch den konsequenten Einsatz digitaler Technologien können Fahrgäste von einem modernen und flexiblen Nahverkehrssystem profitieren, das den Anforderungen einer zunehmend vernetzten und digitalen Welt gerecht wird.

Von links nach rechts: Torsten Roscher ist Fahrplaner beim VVO und Konrad Albrecht ist Fahrplaner bei der Verkehrsgesellschaft Meißen.

… AUF PAPIER

Die rasante Digitalisierung des ÖPNV wirft einige kritische Fragen auf. Zunächst einmal besteht die Gefahr einer Digitalen Spaltung, da nicht alle Fahrgäste über die erforderlichen technischen Fähigkeiten oder den Zugang zu digitalen Geräten verfügen. Mittelfristig führt das dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden und ihre Mobilität eingeschränkt ist. Mit der Speicherung persönlicher Daten und Zahlungsinformationen in Apps und Online-Plattformen besteht außerdem die Gefahr von Datenschutzverletzungen und Hackerangriffen, die das Vertrauen der Fahrgäste in das digitale Angebot erschüttern können. Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von mobiler Netzabdeckung sowie von digitalen Geräten. Bei Störungen oder Ausfällen kann der Zugang zu Tickets und Informationen ganz plötzlich eingeschränkt sein. Besonders in ländlichen Gebieten wird das zu einem ernsthaften Problem. Darüber hinaus besteht die Sorge vor einem Verlust an persönlichem Service und menschlicher Interaktion. Durch den Trend zur Automatisierung und Digitalisierung verlieren Menschen den persönlichen Kontakt zu Mitarbeitern im ÖPNV.

Insgesamt ist es wichtig, die Auswirkungen der Digitalisierung des ÖPNV sorgfältig zu prüfen und sicherzustellen, dass die Vorteile die potenziellen Risiken überwiegen. Es bedarf eines ausgewogenen Ansatzes, der die Anforderungen und Bedürfnisse aller Fahrgäste berücksichtigt und sicherstellt, dass niemand aufgrund von technologischen Barrieren oder Datenschutzbedenken benachteiligt wird.

FÜR EINEN PLAN AM GROSSEN TISCH

Macht die Digitalisierung den ÖPNV leistungsfähiger und kundenfreundlicher?
Team Digital (D) Der VVO erleichtert mit seiner Online-Auskunft seit 25 Jahren den Zugang zum ÖPNV. Mit Echtzeitdaten liefern wir mittlerweile sogar realitätsnahe Reiseinformationen. Der große Vorteil der Digitalisierung liegt darin, dass Informationen aus einer Datenquelle sehr schnell in andere Kanäle übertragen werden können. Die Anschlusssicherung zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln wird beispielsweise erst dadurch möglich.

Team Papier (P) Positive Auswirkungen sehen wir vor allem in internen Betriebsabläufen. Für die Fahrgäste ist auch die Echtzeitauskunft interessant. Aber ein digitales Auskunftssystem ist immer nur so gut wie seine Bediener. Zudem benötigt die Digitalisierung hohe Investitionen, weshalb viele städtische Betriebe bereits weiter sind als regionale Unternehmen. Ein Verkehrsverbund wie der VVO ermöglicht aber die notwendige Abstimmung zwischen den Betreibern.

Bei gleichem Aufwand ist der Nutzen der Digitalisierung viel größer…

Wie kommt sie bei den Fahrgästen an?
P/ Ein großer Teil der Fahrgäste hat sich an die elektronischen Auskunftssysteme und den Ticketerwerb übers Smartphone gewöhnt. Aber gerade Letzteres ist nicht für alle Fahrgäste möglich. Manchmal liegt es am Telefonmodell oder eine App hakt gerade. Ein anderes Mal ist die Netzabdeckung unzureichend und plötzlich ist man auf den traditionellen Weg des Ticketerwerbs angewiesen. Auch die Fahrplaninformationen in Form von Tabellen bleiben gefragt.

D/ Die oft beschworene ältere Generation, die keine digitalen Medien nutzt, gibt es nicht mehr. Das zeigen die steigenden Abrufzahlen im Online-Bereich. Jüngere Kunden haben mittlerweile kaum Bezug zu analogen Medien. Kenntnisse über das Verkehrsnetz sind da nicht vorhanden und auch nicht nötig. Unsere Marktforschung ergibt ebenfalls sehr positive Noten für die digitalen Angebote des VVO.

… der ÖPNV ist für alle da und sollte keine technischen Schranken aufbauen.

Sehen Sie einen Mittelweg aus Digitalisierung und Offline-Funktionalität, der alle mitnimmt?
D/ In Dresden gibt es seit drei Jahren kein gedrucktes Fahrplanbuch, da es wegen des dichten Taktes keine Rolle mehr spielt. Für die Region stellen wir jetzt auf eine digitale Variante um, die jeder für seine Bedürfnisse selbst ausdrucken kann. Auch unsere Broschüren und Informationsblätter nehmen direkten Bezug auf unsere digitalen Auskunftsmedien. So schaffen wir den Übergang von analog und digital, ohne die Kunden zu verprellen.

P/ Die Vorteile der Digitalisierung liegen auf der Hand und sollten auch genutzt werden. Dennoch muss es immer die Möglichkeit geben, sich Fahrplan- und Tarifinformationen direkt am Aushang an den Haltestellen zu holen. Auch der Ticketerwerb muss für jeden Menschen ohne Hindernis möglich bleiben, zumindest für die Einzelfahrt bei sofortigem Fahrtantritt. Den Kunden digitale Hindernisse in den Weg zu legen, um den ÖPNV nutzen zu können, halten wir für den falschen Weg.

Lässt sich durch die Digitalisierung langfristig Geld einsparen?
P/ Davon ist stark auszugehen und das ist wohl auch die treibende Kraft hinter der Digitalisierung. Wichtig ist aber eine gründliche Betrachtung aller Aspekte. Öffentlicher Personennahverkehr ist eine Dienstleistung, die für die gesamte Bevölkerung und flächendeckend funktionieren muss.

D/ Natürlich lassen sich beispielsweise Druckkosten sparen. Aber auch die digitalen Prozesse gibt es nicht umsonst. Stattdessen ist aus unserer Sicht der Nutzen digitaler Prozesse sehr viel höher als bei analogen Anwendungen. Allein die Reichweite ist im Vergleich phänomenal. Die Digitalisierung schafft durch die Vereinheitlichung der Prozesse zudem administrative Verbesserungen in der Zusammenarbeit der Verkehrsunternehmen. Beispielsweise bei der einheitlichen Verarbeitung der Kundenabonnements.

Welche Projekte finden derzeit im VVO statt?
D/ Unsere aktuellen Digitalisierungsprojekte umfassen beispielsweise das Ticketing, die Anzeige der Auslastung der Fahrzeuge in die Auskunft, die deutschlandweite Bereitstellung unserer Fahrplandaten als OpenData oder die Ausweitung der Information zu multimodalen Angeboten und Einbindung von On-Demand-Angeboten. Ein zukünftiges Projekt ist die eine sachsenweite Fahrplanauskunft und Preisinformation in Zusammenarbeit mit den anderen Verbünden.

P/ Der Vertrieb steht im Fokus der Digitalisierung. Unsere Fachkollegen überführen das komplette VVO-Fahrausweissortiment in die multimediale Vertriebswelt, inklusive Abo-Verwaltung, Kontroll- und Abrechnungsmechanismen. Auch neue Apps wie beispielsweise FAIRTIQ müssen lokal implementiert werden.


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