Sorgfältig abwägen
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Kategorie: Was geht?, Was noch?, Wo stiebts? | Stichwörter: Deutsche Bahn, Hauptbahnhof, Leipziger, MRB, Schienenersatzverkehr, SEV, transdev
Wenn an Bahntrassen im Knoten Dresden gebaut werden soll, stellt Holger Ott die Ersatzfahrpläne auf.
Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe
Das Zeit-Wege-Diagramm ist sein wichtigstes Instrument. Wo Ungeübte nur ein Gewirr unterschiedlicher Linien erkennen, liest Holger Ott alles heraus, was auf einem Streckenabschnitt der Bahn passiert: wann welche Züge rollen, ob alles normal läuft oder es bereits Einschränkungen gibt. Denn seine Aufgabe ist es, neue Baumaßnahmen in das ohnehin schon komplizierte Geflecht einzufügen und einen Ersatzfahrplan aufzustellen. Mit Zugausfällen, Schienenersatzverkehr oder Umleitungen – je nachdem, wie langwierig und aufwendig das Bauprojekt ist.
Auch wenn der Rechner die Arbeit heute deutlich erleichtert: Es gehört eine Menge Erfahrung dazu, die Diagramme richtig zu interpretieren und keinen Einflussfaktor zu übersehen. „Und es hilft, wenn man die Strecken nicht nur virtuell kennt“, sagt Holger Ott. In dieser Beziehung kann der Baufahrplaner ordentlich punkten: Hat er sein Handwerk doch von der Pike auf gelernt. Er war Zugmelder, Weichenwärter, Aufsicht und Fahrdienstleiter, qualifizierte sich dann zum Fachwirt für Bahnbetrieb. 2007 trat er seinen jetzigen Job bei DB Netz an. Sein „Revier“ reicht vom Dresdner Hauptbahnhof bis nach Tharandt, zum Flughafen und nach Meißen-Triebischtal.
Wenn irgendwo Bauarbeiten anstehen, bekommt Holger Ott einen Antrag von der Bau-Koordinierung – zwölf Wochen vorher bei kleinen, 28 bei großen Maßnahmen. „Ich erfahre, was gebaut wird und warum. Vor allem aber, was wann wo gesperrt werden soll.“ Dann prüft Ott zunächst, ob die angegebene Zeitspanne realistisch ist. Denn wenn der Baufahrplan noch gilt, obwohl gar nicht mehr gearbeitet wird, ärgern sich die Kunden. „Weit problematischer ist aber eine zu kurz kalkulierte Bauzeit“, so der Fachmann. „Beim Schienenersatzverkehr kann man nicht einfach zwei Tage dranhängen. Die Busse sind dann längst anderweitig verplant.“
Viel Wert legt Ott auf die Gleichbehandlung der betroffenen Unternehmen – egal, ob DB-Töchter oder private Bahnen, ob Güter- oder Personenverkehr. „Ich muss die Auswirkungen eines Busfalls sorgfältig abwägen. Manchmal darf der Güterzug Prag – Hamburg eben fahren, die Regionalbahn nach Coswig aber nicht.“ Drei Wochen haben die Unternehmen Zeit, den Ersatzfahrplan-Vorschlag zu prüfen und Wünsche zu äußern; dann fließen die Änderungen in Dienstpläne, Fahrzeugumläufe und die europäische Fahrplandatenbank ein. Und sie gelangen auf allen Kanälen zu den Kunden.
Dass die nicht begeistert sind, liegt in der Natur der Sache, besonders in Schulferien oder an Feiertagen. „Doch dann trifft es nun mal die wenigsten“, erklärt Ott. „Vor allem nicht die kleineren Schüler, die völlig überfordert wären.“ Oft genießen aber auch Ausflügler oberste Priorität: So kommen die Wanderer in der Saison immer in die Sächsische Schweiz oder die Gäste der Weinfeste aus Meißen und Radebeul zurück. Gerade dort, so Holger Ott, sei am letzten September-Wochenende eigentlich eine Sperrung geplant gewesen. „Als die Feste wegen der Bundestagswahl auf diesen Temin verlegt wurden, haben wir eine Lösung gesucht. Jetzt soll in der ersten Nachthälfte nur an der Fernverkehrstrasse gebaut werden. Die regulären S-Bahnen und zwei Zusatzzüge bringen die Festgäste nach Hause.“
Dieses und weitere Themen finden Sie in der Kundenzeitschrift des VVO – OberelbeTakt – Ausgabe III/2017.
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Hallo Bernd, dazu laufen die Planungen. Viele Grüße,
Klingt schon mal gut. Dann würde man das Anschlussproblem zwischen Zug und Bus geschichte