Die Bürger wollen Lösungen

| 7 Kommentare
Kategorie: Was geht?, Was noch?, Was rollt? | Stichwörter: ,

In den 1990er-Jahren stand die Strecke Dresden – Kamenz noch vor dem Aus.
Heute ist sie die wichtigste Verbindung im VVO-Dieselnetz und auch neben den Schienen ist viel passiert. Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz war lange Jahre Leiter des städtischen Bauamtes und hat deshalb ganz konkrete Ideen für die Entwicklung der Region, von denen er uns im Interview erzählt.

Nils Brabandt/Konzept Konzept

Roland Dantz, Oberbürgermeister der Stadt Kamenz

Hallo, Herr Dantz. Warum so in Eile?

Gerade gab es einen Wohnungsbrand und das ist hier schon ein besonderes Ereignis. Dank des beherzten Handelns von Handwerkern gibt’s zum Glück keine Toten. Als Bürgermeister ist es meine Ehrenpflicht, den Bewohnern jetzt zur Seite zu stehen – das würde jeder tun.

Seit wann engagieren Sie sich schon für Ihre Stadt?

Angefangen hat das 1988 im Bauamt. Dass ich einmal Bürgermeister sein darf, hätte ich da nie zu träumen gewagt. Meiner Ansicht ist das „einander Zuhören“ ein wichtiger Punkt der politischen Arbeit. Es gibt auch fast immer die Möglichkeit, einen Schritt aufeinander zuzugehen. Deswegen muss man nicht gleich einer Meinung sein und die Unterschiede sollten wir auch nicht weichspülen. Aber den Bürgern ist die Parteifarbe ziemlich egal – sie wollen und verdienen Lösungen von uns Berufspolitikern.

Haben Sie da ein Beispiel für mich?

Wir sind aktuell dabei, den Bildungsstandort Kamenz weiterzuentwickeln. Gerade für diese Aufgabe hat die Anbindung der Stadt an den ÖPNV eine große Bedeutung. Der Bedarf wird noch größer, wenn dann ab 2021 die sachsenweite Lehrerfortbildung und das behördliche IT-Dienstleistungszentrum in Kamenz liegen.

Wie wichtig ist dabei der Schienenverkehr zwischen Dresden und Kamenz? 

Kamenz ist wirtschaftlich und lebensräumlich unmittelbar an die Landeshauptstadt angebunden. Wir haben deshalb vor Jahren gemeinsam mit dem VVO die ÖPNV-/SPNV-Schnittstelle entwickelt – inklusive Park+Ride und kürzerer und dichterer Fahrtzeiten. Sie ist attraktiv und es ist doch schön, festzustellen, dass wir diese noch weiter ausbauen müssen. Gerade durch die Ansiedlung von Unternehmen wie Daimler oder Deutsche ACCUmotive werden mehr als 1.000 Arbeitsplätze geschaffen. Da wird der Platz in den Zügen langsam knapp.

Ein dichterer Takt müsste da helfen … 

Ja, das denke ich auch. Wir sind im besten Wortsinn Teil einer Wachstumsregion. In Dresden spielt die Musik – und die Schallwellen reichen bis zu uns. Daher ist es uns sehr wichtig, dass das Angebot weiter ausgebaut wird. Der Spätzug am Wochenende und ein dichterer Takt am Sonntag sind zwei Schritte in die richtige Richtung. Jetzt geht es um einen Halbstundentakt in der Hauptverkehrszeit. Er bedeutet für uns Standort- und Lebensqualität. Wir haben mit dem Verkehrsverbund Oberelbe einen verlässlichen Partner und das schätzen die Unternehmer und die Menschen, die hier leben.

Wo steht Kamenz bei der Anbindung an die Metropolen?

Als strukturschwache Region müssen wir uns immer fragen, wo Entwicklung möglich ist. Aktuell sehe ich da gute Chancen, die Lausitz durch die Linien gen Norden über Hohenbocka nach Senftenberg mit dem Großraum Berlin zu verbinden. Hier werden im wahrsten Sinne des Wortes die Zukunftsweichen gestellt. Diese Verkehrsachse kann gern auch ein Hauptthema der Lausitz-Offensive sein. Allein der Landkreis Bautzen hat in den vergangenen zehn Jahren ca. 23.000 Einwohner verloren. Deshalb wird es immer wichtiger, wie wir die Menschen auf dem kürzesten
Weg von A nach B bringen.

Welchen Einfluss können Sie dabei über die Zweckverbandsversammlung geltend machen?

Meine Aufgabe sehe ich dabei als Moderator, der alle auf Augenhöhe zusammenführt. Die Landkreise und die Landeshauptstadt haben sich aus gutem Grund im Verkehrsverbund  zusammen­ge­schlossen. Trotz unterschiedlicher Interessen müssen wir uns dabei klarmachen, dass wir von der Metropolregion Dresden profitieren. Da wackelt der Hund mit dem Schwanz und nicht anders herum und die Geschichte der europäischen Raumentwicklung besteht weniger aus kleinlicher Umlandbetrachtung, sondern immer aus gemeinsamen Anstrengungen mit dem Blick aufs Ganze.

Weitere interessante Wegbegleiter finden Sie im Verbundbericht „20“.


7 Kommentare

  1. Tobias

    Erstmal sollte eine andere bahngesellschaft mit besseren wagenmaterial, die Leistung der Strecke kamenz -dresden übernehmen. Strecken reaktivieren wäre ja endlich mal eine vernünftige Maßnahme der Politik. Da würde ich auch wählen gehen. Hoffe das endlich mal was im schienenverkehr passiert.

  2. Tobias

    https://www.eisenbahn-kurier.de/images/stories/2c-dierk-bilder/xIMG59178.8_Mo_31.3.2014_Bf._Bautzen_245_001-3_RE_17010_n._Dre_95_80_612_104-9_604-8_611-3_111-4_603-0_103-1_RE_17009_16.JPG

    Sollte die DB den Zuschlag erhalten wäre das wie vor einigen Jahren genau das Perfekte Wagenmaterial für die Strecke.

    1. Ludmilla

      Oder besser mit Ludmilla und y-Wagen!

  3. Ronald Schreiter

    Vielleicht könnte man sich auch einmal entschließen, den Bahnhof zeitgemäß in „Kamenz“ umzubenennen. Seit 1945 ist schließlich vieles passiert.

    1. Christian Schlemper

      Hallo Ronald Schreiter, Bahnhofsnamen liegen in der Hand der DB AG. Umbenennungen sind wegen des hohen Aufwandes, schließlich müssen die Änderungen ja europaweit in die Auskunftsmedien eingepflegt werden, teuer und erfolgen daher nur selten. Viele Grüße

    2. Fahrgast aus Kamenz (Sachs)

      Lieber Herr Schreiter, was verstehen Sie denn bitteschön unter „zeitgemäß“? Es gibt laut der offiziellen DB Auskunft ein Kamenz (Sachs) und ein Kamenz (Schlesien), heute Kamieniec Zabkowicki. Es ist durchaus üblich alte deutsche Ortsnamen in Polen oder der tschechischen Republik auch in deutscher Schreibweise zu benennen ohne sich den Vorwurf des Revanchismus auszusetzen. So fährt der Trilex von Dresden eben auch nach Breslau/Wroclaw oder nach Reichenberg/Liberec. Und „unser“ Kamenz liegt eben in Sachsen. Was ist daran nicht zeitgemäß? Wollte man ihrem, mit Verlaub doch sehr ideologiebehafteten Ansinnen folgen müssten auch solche Orte wie Altenberg(Erzgebirge) oder Langebrück (Sachs) und noch viele mehr „zeitgemäß“ umbenannt werden. Und, merken Sie was?

      1. Ronald Schreiter

        Sehr geehrter Fahrgast,

        bei der Umbenennung von Radebeul West in Radebeul-Kötzschebroda ging es so schnell, dass die Ansagen von DB Regio erst drei Monets später geändert werden konnten. Kosten spielten für die Villenstadt keine Rolle.
        Während bei Frankfurt am Main und Frankfurt (Oder) die Ortstafeln (im Straßenverkehr) auch heute noch so lauten, steht auf der Ortstafel für Kamenz kein Hinweis mehr auf die geografische Zugehörigkeit.
        Obwohl die MRB die RE 19 / RB 72 nach Altenberg (Erzgeb) betreibt, gibt es bei der DB nur Kurort Altenberg (Erzgeb) im Kursbuch.
        In Meißen gibt es mit Meißen, Meißen Altstadt und Meißen Triebischtal auch nicht besonders touristenfreundliche Stationsbezeichnungen.
        Großenhain und Weiböhla besitzen seit Jahren jeweils nur noch eine einzige Bahnstation mit den historischen Namen „Großenhain Cottbuser Bahnhof“ und „Weinböhla Haltepunkt“.
        Woher Sie bei dieser Gemengelage im DB-Konzern Ihren Vorwurf und Ihre Ideologiebehaftung nehmen, ist mir ein Rätsel. Merken Sie etwas?

Kommentar verfassen

* Pflichtfelder bitte ausfüllen
Die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse ist freiwillig.
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht und nicht weiter verarbeitet.