Ab durch die Mitte

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Mit einem Pilotprojekt setzt Hoyerswerda bei der Tarifanpassung im April 2022 ein besonderes Zeichen. Mit dem Kleinen Stadtverkehr führt die örtliche Verkehrs­gesellschaft ein neues Tarifangebot ein und bietet seit April dieses Jahres einen günstigen City-Fahrschein an. Torsten Ruban-Zeh (TRZ), Oberbürgermeister der Stadt, und Stefan Löwe (SL), Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda, erklären im Interview das neue Angebot und wie es den ÖPNV stärken soll.

Nils Brabandt/Konzept Konzept

Stefan Löwe im Gespräch
Es ist erstmal ein passgenaues Angebot für das Stadtgebiet Hoyerswerda. Damit sind wir wieder genau bei den Themen Klima- und Verkehrswende. Und das werden sich auch andere kleinere Städte im VVO und anderswo sehr genau anschauen.“
Stefan Löwe (SL)

Die Ticketpreise im VVO steigen – Sie halten dagegen. Wieviel „Gallisches Dorf“ steckt in Hoyerswerda?

SL Also eigentlich fehlt uns nur noch der Zaubertrank. Den könnten wir für den Strukturwandel
nämlich sehr gut gebrauchen.

Vor welchen Herausforderungen steht die Stadt?

SL Verkehrs- und Klimawende haben ja alle Kommunen auf der Agenda. In Hoyerswerda kommen noch der demografische Wandel und der Strukturwandel dazu. Es gibt also viele Veränderungen. Das ist Herausforderung und Chance gleichzeitig – gerade auch für den ÖPNV. Ganz speziell haben wir als Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda als Einzige im VVO nur den „Kleinen Stadtverkehr“ mit sehr vielen kurzen und mittleren Wegen. Mit den maximal vier Preiszonen im VVO haben wir ein recht einfaches Tarifsystem. Dafür ist damit auch die kleinste Zone recht groß – und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gerade bei Einzelfahrten und für die kurzen Wege bei uns nicht mehr so gut.

Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh will die Menschen in Hoyers­werda für den ÖPNV begeistern.

Wie haben die anderen Städte und Kommunen auf Ihre Idee reagiert ?

TRZ Wir entscheiden im Verkehrsverbund ja nicht allein über die Tarife. Da sind die elf anderen Verkehrsunternehmen genauso beteiligt wie die Landkreise und die Landeshauptstadt. Wir haben die speziellen Herausforderungen im Stadtverkehr Hoyerswerda vorgestellt und mit dem Verkehrsverbund das Ticket als Lösung erarbeitet und vorgestellt. Diese wurde von allen gemeinsam getragen. Darüber sind wir sehr froh und dankbar und teilen gern unsere Erfahrungen.

Lässt sich das Hoyerswerdaer Modell übertragen?

SL Es ist erstmal ein passgenaues Angebot für das Stadtgebiet Hoyerswerda. Wir wissen ja auch noch nicht so genau, ob sich die gewünschten Effekte tatsächlich nachhaltig einstellen und mehr Fahrgäste ins „System ÖPNV“ bringt. Deshalb ja zunächst eine zweijährige Pilotphase. Aber wir sind da bereits nach den ersten Wochen sehr zuversichtlich. Damit sind wir wieder genau bei den Themen Klima- und Verkehrswende. Und das werden sich auch andere kleinere Städte im VVO und anderswo sehr genau anschauen.

Corona hat alle Kommunen herausgefordert. In Hoyerswerda müssen außerdem der demografische Wandel und ein Strukturwandel gelöst werden.

Wie finanziert sich das günstigere Tagesticket?

SL Genauso wenig wie wir das Gallische Dorf sind, sind wir auch nicht Entenhausen mit dem großen Geldspeicher und müssen deshalb sehr genau hinschauen. Aber am Ende ist es wiederum auch ganz einfach. Lieber drei Fahrgäste für 3,50 Euro als zwei Fahrgäste für fünf Euro. Den Platz in den Bussen haben wir. Und wenn so aus den Gelegenheitsfahrgästen durch gute Leistung und Qualität Stammkunden werden, lohnt sich diese Investition dann noch gleich zigfach.

Und was erhoffen Sie sich aus dem Angebot?

TRZ Die Stadt Hoyerswerda setzt sich sehr für den ÖPNV ein und leistet sich ein eigenes Stadtbusnetz. Das ist in Zeiten knapper Kassen keine Selbstverständlichkeit. Wenn wir uns das aber leisten, dann soll es bitteschön auch genutzt werden. Da ist das neue Tarifangebot sehr passend, um eben mehr Fahrgäste in unsere Busse zu bringen.

Gibt es schon Feedback von den Bürgerinnen, Bürgern oder Gewerbetreibenden?

TRZ Natürlich gibt es schon Rückmeldungen und mal hier und da ein Wort des Dankes. Es wird also sehr wohl registriert, wie wir uns trotz herausfordernder Rahmenbedingungen für den ÖPNV in unserer Stadt einsetzen. Das am Ende entscheidende Feedback sind natürlich die Verkaufszahlen des neuen Tickets. Da sieht es nach den ersten Wochen schon gut aus. Mehr geht natürlich
immer und wir freuen uns über jede Autofahrerin und jeden Autofahrer der auch mal in unseren ÖPNV einsteigt.

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