Damit Fahrgäste Dank guter Planungen gut ankommen
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Kategorie: Was geht?, Was noch?, Wo stiebts? | Stichwörter: Baustellen, DB Regio, Deutsche Bahn, Mitteldeutsche Regiobahn, MRB, Schienenersatz, SEV, Verkehrsunternehmen
Nicht nur für die Fahrgäste sind Baustellen und geänderte Fahrpläne eine Herausforderung: Auch die Fahrplaner der Bahngesellschaften haben viel zu tun, wenn DB InfraGO als Eigentümer der Eisenbahngleise Baustellen ankündigt. Was alles zu beachten ist und wer welche Aufgaben hat, erzählen die Planer der DB Regio und der MRB im gemeinsamen Interview.
Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe
Wie Baustellen den Fahrplan beeinflussen erklären Mathias Weßner, Angebotsplaner bei der DB Regio AG und Jost Hunger, Betriebsplaner bei der Mitteldeutschen Regiobahn.
Wie lange im Voraus erfahren Sie von geplanten Baumaßnahmen?
Mathias Weßner: Unser Ziel ist immer das sogenannte Bauen unter dem rollenden Rad. Dafür planen wir üblicherweise mit einer Vorlaufzeit von drei bis sechs Monaten. Derzeit jedoch werden viele Baustellen erst vier Wochen vor Baubeginn oder sogar noch später angekündigt. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels, der auch unsere Branche stark betrifft. So haben wir für Zusatzverkehr kaum Ressourcen. Auch ein zu erwartendes vermehrtes Fahrgastaufkommen wie zum Striezelmarkt Dresden erschwert unsere Planungen zusätzlich.
Was muss bei der Planung noch alles berücksichtigt werden?
Jost Hunger: Zunächst gilt es, die Fahrzeiten und eventuell auch die Fahrtstrecke anzupassen. Ferner müssen die Fahrzeugumläufe, also die Einsatzpläne der Fahrzeuge sowie die Dienste unserer Triebfahrzeugführer und Zugbegleiter an den vorher aufgestellten Ersatzfahrplan angepasst werden. Oft sind bei Fahrplananpassungen infolge von Bauarbeiten mehr Fahrzeuge und entsprechend auch mehr Personal an anderen Orten als üblich erforderlich, um alle Leistungen bedienen zu können. Sind Dieselfahrzeuge im Einsatz, prüfen wir bei längeren Sperrungen von Strecken oder Gleisen immer, ob unsere Tankstellen anfahrbar sind. Aber auch bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen müssen wir schauen, ob die Oberleitungen über unseren Abstellgleisen
oder auf dem Weg dorthin unter Spannung stehen. Hinzu kommen weitere Faktoren wie die Abfallentsorgung, Frischwasserversorgung oder die Erreichbarkeit der Werkstatt, welche entsprechend dem Ersatzfahrplan terminiert werden müssen. Und nicht zuletzt ist es wichtig, die Fahrplanänderungen rechtzeitig und verständlich an die Fahrgäste zu kommunizieren.
Welche Besonderheiten gilt es, beim Schienenersatzverkehr zu beachten?
Jost Hunger: Bei vollständigen Streckensperrungen enden und beginnen unsere Züge häufig an Bahnhöfen, die sonst nur ein Zwischenhalt sind. Daher prüfen wir gemeinsam mit dem Infrastrukturbetreiber (DB InfraGO) die dortigen Gleis- und Bahnsteigkapazitäten, damit sich die Züge nicht gegenseitig behindern. Weiterhin müssen diese Bahnhöfe für die Busse des
Ersatzverkehrs gut erreichbar und ausreichend ausgestattet sein, um alle Fahrgäste zwischen Bus und Zug umsteigen lassen zu können. In Hinblick auf die Fahrtstrecke der Busse beachten wir mögliche Straßensperrungen und deren Auswirkung auf die Fahrzeiten, eventuell müssen dadurch Haltestellen verlegt werden. Außerdem ist die Bereitstellung ausreichender Buskapazitäten vielfach eine große Herausforderung, da durch das Deutschlandticket deutlich mehr Fahrgäste als früher unterwegs sind.
Wieso kommt es trotzdem manchmal anders als geplant?
Jost Hunger: Baumaßnahmen können sich verschieben oder ihr Ablauf verzögert sich. Unter Umständen kann es dann plötzlich zu zwei oder drei Baustellen gleichzeitig auf einer Strecke kommen. In solchen Fällen sind wir gezwungen, unsere Planung kurzfristig anzupassen, oft komplett neu zu planen.
Welche Rolle spielt der VVO bei Ihrer Planung?
Mathias Weßner: Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) ist Auftraggeber für den Regionalzugverkehr, den wir als Bahnunternehmen erbringen. Gleichzeitig fungiert der VVO als zentrale Klammer, die alle Beteiligten zusammenführt. Bei den Fahrplankonferenzen des VVO beispielsweise, die sechs Mal im Jahr stattfinden, treffen sich Vertreter aller Bus- und Bahnunternehmen. Dieser direkte Austausch ist äußerst wertvoll, da er den persönlichen Kontakt zu den relevanten Ansprechpartnern ermöglicht. Das erleichtert es enorm, gemeinsame, unternehmensübergreifende Lösungen für komplexe Herausforderungen zu finden. Darüber hinaus tritt der VVO als gemeinsames Sprachrohr der Verkehrsunternehmen auf, zum Beispiel bei Verhandlungen mit überregionalen Infrastrukturpartnern. Gleichzeitig kann der VVO auch als Stimme der Fahrgäste verstanden werden.
Wo können sich Fahrgäste am besten über baubedingte Fahrplanänderungen informieren?
Mathias Weßner: Die Online-Fahrplanauskunft des VVO fasst Änderungen der beteiligten Verkehrsunternehmen zusammen und wird regelmäßig aktualisiert. Zusätzlich finden sich auf der Website alle bereits im Vorfeld bekannten Fahrplanänderungen. Fernreisende sollten sich vor Reiseantritt ebenfalls am besten online oder telefonisch informieren.
Weitere Informationen
Dieses und weitere Themen finden Sie in der Kundenzeitschrift des VVO – OberelbeTakt – 3. Ausgabe 2024.
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