Damit die Nahverkehrszüge rollen

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Seit 20 Jahren gibt es den einheitlichen VVO-Tarif für Busse und Bahnen. Doch was macht „der Verbund“ eigentlich? Was unterscheidet den VVO von den 14 Unternehmen, und wer hat welche Aufgabe? Im ersten Teil einer Serie erläutern wir dies anhand des Bereichs „Verkehr“.

Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe

Die Verkehrsexperten Stephan Naue (l.) von DB Regio und Lutz Auerbach vom VVO arbeiten eng zusammen.

Der Auftraggeber:
Lutz Auerbach, Leiter Verkehr im VVO

Seit 1996 ist der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Sache der Länder. Einige, darunter Sachsen, haben Zweckverbände gegründet, die die Leistungen ausschreiben und Verträge mit Eisenbahnunternehmen schließen. „Wir legen fest, wie oft Züge fahren und wie die Fahrzeuge aussehen sollen“, sagt Lutz Auerbach. „Und wir bezahlen die Unternehmen aus Mitteln, die uns der Bund über den Freistaat zukommen lässt.“ Darüber hinaus stimmt seine Abteilung Verkehr die Fahrpläne der Züge mit denen der anderen Verkehrsmittel ab und kümmert sich um einige wenige Busleistungen – der Großteil davon liegt in der Regie der Kommunen und Landkreise.

Im Raum Dresden ist die S-Bahn der größte „Brocken“ unter den Aufgaben von Lutz Auerbachs Abteilung. Aus einer europaweiten Ausschreibung ging DB Regio als Sieger hervor und betreibt die drei Linien nun seit 2010. „Zwar gelten wesentliche Eckpunkte bis zum Vertragsende 2027“, so Auerbach. „Doch wir arbeiten auch innerhalb der Laufzeit immer an Verbesserungen für unsere Kunden.“ Ganz aktuell geht es um den dichteren Takt, der ab 3. April zwischen Dresden und Pirna gelten wird: Früh und nachmittags rollen auf dem Abschnitt dann sechs Züge pro Stunde.

„Das ist uns allen sehr wichtig“, so der Abteilungsleiter. „Denn die Strecke ist besonders im Berufsverkehr stark nachgefragt. Mitunter führte das schon zu Kapazitätsproblemen und  Kundenbeschwerden.“ Die erforderlichen zusätzlichen Fahrzeuge, so verlangt es der Vertrag, müssen ebenso modern ausgestattet werden wie die übrigen auf der Dresdner S-Bahn.

Der Auftragnehmer:
Stephan Naue, Leiter Produktmanagement Sachsen bei DB Regio

„Der VVO gibt uns den Rahmen vor“, sagt Stephan Naue. „Wie wir ihn ausgestalten, liegt in unserer Hand.“ Diese Freiheit weiß der Leiter Produktmanagement sehr zu schätzen. „Andere Verbünde schreiben zum Beispiel vor, wie oft wir die Züge reinigen müssen. Der VVO verlangt, dass sie sauber sind. Das funktioniert wunderbar, und die Kunden sind zufrieden.“ Ebenso motivierend sei die Tatsache, dass es sich um einen sogenannten Netto-Vertrag handelt: „Das heißt, wenn wir mehr Fahrgäste gewinnen, bekommen wir auch mehr Geld.“

Naue betreut alle Verträge zwischen DB Regio und Verbünden rund um Dresden: Im VVO betrifft das neben der S-Bahn Dresden den Saxonia-Express zwischen Dresden und Leipzig und die Nationalparkbahn in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Seine Abteilung ist dafür zuständig, dass die bestellten Züge pünktlich, sauber und rundum intakt rollen, dass Schäden und Störungen behoben werden. Auch das Marketing liegt in der Hand Stephan Naues und seiner Mitstreiter: „Es läuft in enger Abstimmung mit dem VVO.“

In allen verkehrlichen Belangen ist Lutz Auerbach Naues direkter Ansprechpartner: etwa wenn es um Baustellen, Extra-Züge oder zusätzliche Waggons geht. Das verbesserte Angebot zwischen Dresden und Pirna ist auch für DB Regio im Moment Thema Nummer eins. Fast gleichzeitig wartet eine weitere Herausforderung auf der Achse der S-Bahn-Linie S 1: Zwischen Pirna und Bad Schandau wird an mehreren Stellen gebaut. „Wir können dann zwar keinen 30-Minuten-Takt fahren“, so Stephan Naue. „Aber wir hängen an die stündlichen Züge mehr Wagen an.“


6 Kommentare

  1. Bernd Böttcher

    wäre besser wenn die zusatzzüge Pirna Meißen 4 Dopelstockwagen hätten anstatt nur 2.

  2. Thomas Mendel

    Guten Tag!
    Wer ist eigentlich dafür zuständig, wenn internationale Züge bzw. Linien, z.B. Bahnfracht aus China, regelmäßig durch die Bundesländer rollen? Muss bei jedem Zug jedes Bundesland ausdrückliche Erlaubnis erteilen? Da die Antwort vermutlich Ja ist: Entscheidet das auch die Leitung Verkehr im VVO?

    1. Christian Schlemper

      Hallo Thomas Mendel, unabhängig von Ländern und Verbünden können Bahngesellschaften eine Fahrt auf den Gleisen bei der DB Netz AG bestellen und bezahlen und können dann den Zug fahren lassen. Viele Grüße

  3. Tobias

    Wäre besser das Geld für die Reaktivierung der Strecke Meißen -Nossen zu investieren, als sich für noch mehr S-Bahn zu bemühen. Es ist beschämend das Leute strecken schließen und da durch komplette Regionen vom SPNV getrennt sind. Stundenlang mit nem Bus fahren muss.

  4. Matthias Kreutzmann

    Sehr geehrter Herr Naue,

    eine Frage zum Einsatz der Baureihe 143/112: Die Unterhaltung dieser Baureihe ist mit Sicherheit sehr kostenintensiv. Demnächst werden einige Lokomotiven der Baureihe 146 in anderen Bundesländern frei. Könnten diese Lokomotiven den Fahrzeugpark bei DB Regio Dresden nicht vereinheitlichen und somit in der Unterhaltung Einsparungen suggerieren?

    Mit freundlichen Grüßen

    Matthias Kreutzmann

    1. Sandra Petzold

      Hallo Herr Kreutzmann, Herr Naue hat eine Antwort für Sie: „tatsächlich werden aus den frei werdenden Loks bis Ende nächsten Jahres 3 S-Bahn-Loks der BR 143 durch Loks der BR 146 aus anderen Bundesländern ersetzt. Die weiteren freiwerdenden Loks finden in anderen Verkehrsverträgen bei DB Regio Verwendung. Daher wird es zwar keine Vereinheitlichung geben, aber wir können einige der alten Loks durch moderne und energiesparende Loks ersetzen.“. Viele Grüße

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