Dynamische Verspätungen – echt jetzt?

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Wer kennt das nicht – die Frage, ob zu der gewünschten Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Störungs- oder Verspätungsmeldungen vorliegen. Wer heute Fahrplaninformationen benötigt, ruft diese digital auf. Entweder mobil über www.vvo-mobil.de oder schon im Voraus unter www.vvo-online.de über den PC und wer gerade an der Haltestelle steht, erhält über die digitale Anzeigetafel Informationen – und das alles in Echtzeit.

Von Jana Findeisen

Dargestellt wird entweder die Verspätung in Minuten oder die genaue Minuten-Anzahl, in der Bus oder Bahn ankommen. Jeder, der aber schon einmal die „Öffentlichen“ genutzt hat, weiß, dass die Minuten-Anzahl nicht immer mit der geplanten Ankunftszeit aus dem Fahrplan übereinstimmt.

Doch woher weiß die Anzeigetafel eigentlich, wann eine Linie eintrifft und wann sie Verspätung hat? Hinter all dem, was so völlig selbstverständlich scheint, steckt ein komplexes Datensystem.

RBL im Bus

Jedes Fahrzeug ist mit einem Bordcomputer und einem GPS-System ausgestattet, das dessen aktuelle Position an die Leitstellen der jeweiligen Verkehrsunternehmen sendet. Diese Ist-Daten (wo befindet sich das Fahrzeug) werden über das RBL (Rechnergestütztes Betriebsleitsystem), mit den Soll-Daten (wo sollte das Fahrzeug laut Plan sein), abgeglichen. Daraus kann dann eine prognostizierte Ankunftszeit ermittelt werden. Im Falle einer Verspätung zählt das System also einfach die Zeit, in der eine Haltestelle nicht planmäßig verlassen wird, und kann so eine Minutenanzahl errechnen, die die voraussichtliche Verspätung oder das Eintreffen an der nächsten Haltestelle angibt.

Echte Zeit oder prognostizierte echte Zeit?!

Es ist natürlich ärgerlich, wenn dann aus einer „Warte-Minute“ plötzlich 10 reale Minuten werden. Das liegt daran, dass es sich bei der anzeigten Wartezeit immer nur um eine Prognose handelt, die aus der aktuellen Fahrzeit und der planmäßigen Restfahrzeit ermittelt wird. Die aktuelle Verkehrslage kann bisher noch nicht in die Echtzeitanalyse eingebunden werden. So kann es natürlich durchaus dazu kommen, dass der Eintritt einer Linie auf „in 15 Minuten“ prognostiziert wird – eine Zeit, die aus dem aktuellen Standort und der noch benötigten Fahrzeit laut Fahrplan ermittelt wird. Gründe, warum im ÖPNV Verspätungen eintreten, gibt es viele. Das kann ein entgegenkommender Zug sein, der zu spät eintrifft und die Abfahrt eines anderen Zuges verhindert. Ein Disponent in der Leitstelle kann in solch einem Fall relativ genau kalkulieren, wie groß die Verspätung ausfällt und kann die neue Abfahrtszeit in sein System eingeben. Hingegen bei z. B. Störungen am Fahrzeug, muss erst einmal die Ursache ermittelt werden. Und das kann dauern. Das System zählt die verspäteten Minuten dann einfach hoch.

Anschlussstörung

Und im Zweifel werden aus 15 Minuten Verspätung 30, dann 60 – wenn die technische Störung nicht behoben werden kann, droht sogar ein Ausfall. Der natürlich erst ziemlich spontan in der digitalen Auskunft landen kann, da die Ursache ja erst beim eigentlichen Fahrtantritt eintrifft. Andere Ursachen für Wartezeiten sind oft aber auch Staus, Verkehrsunfälle oder gesperrte Straßen, so dass das Fahrzeug doch länger braucht und somit die Ankunft an der eigenen Haltestelle doch länger dauert, als ursprünglich prognostiziert.

Echtzeit-Informationen können also nur live errechnet und dem Fahrgast somit erst relativ kurzfristig übermittelt werden. Ein Fahrzeug, von dem Echtzeitdaten vorliegen, kann immer nur eines sein, das laut Fahrplan schon im Verkehr unterwegs ist. So kann es durchaus passieren, dass beim Fahrplan-Check um 10 Uhr noch die Information vorliegt, Bus oder Bahn seien pünktlich, diese aber dann doch verspätet eintreffen. Ein Stau oder eine spontan eingetretene technische Störung können leider in keinen Soll-Daten erfasst sein. Und dann, so ärgerlich wie es ist, muss man eben warten …


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