Fährmann, hol über! Mit einem Urgestein unterwegs auf der Fähre „Kötitz“

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Im Winter geht es an der Fährstelle Kötitz beschaulich zu. Doch sobald die Rad- und Wandersaison beginnt, bleibt für Fährmann Roland Kirchner kaum Zeit für eine Pause.

Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe

Wenn nur das Rauschen eines landenden Entenschwarms die Stille unterbricht und sich die bettelnde Nutria bis an den Steg heranwagt, dann kann Roland Kirchner durchatmen. „Solche Wintertage gleichen den Stress im Sommer aus“, sagt der 62-Jährige, der seit fast 30 Jahren die Fähre zwischen Coswig-Kötitz und Gauernitz steuert. Bei Schnee und Minusgraden lassen sich in der Woche nur ein paar Pendler und Schüler übersetzen, deshalb wird die Schicht in drei Stunden am frühen Morgen und fünf am Nachmittag aufgeteilt.

Doch sobald die Frühlingssonne Wanderer und Radfahrer wieder ans Elbufer lockt, ist für den Fährmann die Zeit der Ruhe vorbei. Dann bilden sich an den Stegen oft sogar Schlangen, weil das Schiffchen nur 40 Personen auf einmal befördern kann. „Manchen Freizeitsportlern kann es gar nicht schnell genug gehen“, berichtet Kirchner. „Die haben Angst, dass sie ihre geplanten Tageskilometer nicht schaffen.“ Die meisten Gäste jedoch genießen die kurze Überfahrt, freuen sich an der Landschaft oder interessieren sich für die Technik der 1969 gebauten „Kötitz“.

Die kennt der Fährmann natürlich aus dem Effeff, kann als gelernter Schweißer viele Schäden auch selbst beheben. Gefahr geht dabei nicht nur vom natürlichen Bauteilverschleiß aus – selbst bei
größter Umsicht gerät hin und wieder Treibgut in die Schiffsschraube. „Einmal wurde ein kompletter Autoreifen hineingezogen“, erinnert sich Roland Kirchner. „Den musste ich mit der Säge
Stück für Stück wieder herausschneiden.“ Nur noch per Säge habe er auch einen angeheiterten Himmelfahrts-Fahrgast befreien können: Der hatte sich aus Spaß den Rettungsring über den
Bauch gezogen und steckte dann hoffnungslos darin fest.

Der Fährmann kann viele solcher Geschichten erzählen, und er hat Generationen von Schulkindern groß werden sehen. „Für einige führt der Schulweg von der fünften bis zur zehnten Klasse über die Elbe. Da kennt und grüßt man sich auch Jahre später noch.“ Kirchner liebt seinen Job, auch wenn der gewiss nicht jedermanns Sache ist. Denn dazu gehören nicht nur hektische Sommer und einsame Winter, sondern auch Wochenenddienste und Schichten, Arbeit im Freien bei Wind und Wetter. „Ich habe mir das so ausgesucht“, sagt er. „Denn ich mag die frische Luft und vor allem das Wasser.“ So sehr, dass er beim Fernsehen zuallererst auf den Videotext mit den Wasserständen der Elbe schaut und selbst seinen Urlaub am Wasser verbringt.

Daten & Fakten zur Fährstelle

Betreiber:
Verkehrsgesellschaft Meißen mbH

Fährschiffe:
„Kötitz“, während der Revisionen „Bosel“

Fahrgäste:
rund 45.000 pro Jahr

 

 

Fährzeiten
März bis Oktober Mo – Fr 5 bis 19 Uhr;
Sa, So, Feiertag 9.30 bis 12 und 12.30 bis 19 Uhr;
November bis Februar 5 bis 8 und 13 bis 18; Sa, So,
Feiertag 11 bis 16 Uhr

Weitere Informationen:

Dieses und weitere Themen finden Sie in der Kundenzeitschrift des VVO – OberelbeTakt – Ausgabe I/2017.


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