Mit Schirm und Charme

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Seit einem Jahr hat die Corona-Pandemie die Welt im Griff und hat keinen Stein auf dem anderen gelassen. Viele Gewissheiten sind dahin und auch der öffentliche Nahverkehr musste seine Rolle behaupten und an manchen Stellen erst einmal wiederfinden. Peter Kreher und Almut Müncheberg ist der Optimismus trotzdem nicht vergangen. Wie sie auf 2020 zurückblicken und wo sie in Zukunft Potenzial für den ÖPNV sehen, erklären sie hier.

Von Nils Brabandt, Konzept-Konzept

Könnten Sie mir das vergangene Jahr in wenigen Worten beschreiben?

Keine Zeit für einen Elbspaziergang. Für Peter Kreher und Almut Müncheberg geht’s mit der S-Bahn gleich zurück nach Dresden.

Peter Kreher Eigentlich würde ein einziges Wort dafür reichen. Aber ich versuche es mal lieber in ganzen Sätzen. Auf das komplette Jahr gesehen, hatte der Verkehrsverbund pandemiebedingte Einnahmeverluste durch einen starken Rückgang der Fahrgastzahlen. Insgesamt gab es im VVO-Tarif im Vergleich zum Vorjahr zirka zwölf Prozent geringere Einnahmen. Das ließ die Balken schon ganz schön knirschen.
Almut Müncheberg Im vergangenen Jahr hatten wir eine unglaubliche und vor allem ungewohnte Auf- und Ab-Entwicklung bei den Fahrgastzahlen. Das lag zum einen an den Lockdown-Maßnahmen, den Schulschließungen sowie den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. Zum anderen haben auch Homeoffice und Kurzarbeit ihren Teil beigetragen. Und zu keiner Zeit ließen sich stabile Prognosen treffen. Zuerst dachten wir, es geht schnell vorbei und die Einnahmerückgänge würden begrenzt bleiben und sich auch nur im Jahr 2020 bemerkbar machen. Das war aber pures Wunschdenken. Erst im Laufe des Jahres 2020 stellte sich heraus, dass uns die Auswirkungen der Pandemie noch sehr lange begleiten werden.
PK Das stimmt. Vor allem die Unsicherheit darüber, ob der Bund und der Freistaat einen Rettungsschirm zum Ausgleich der Mindereinnahmen spannen werden, war bis zuletzt groß. Und bis das dann beschlossen wurde, mussten wir viele Entscheidungen unter diesen unklaren Voraussetzungen treffen. Die Pandemie ist noch nicht überstanden.

Können Sie eine Prognose abgeben, wie es mit dem Ziel „Verkehrswende“ weitergeht?

Die Einnahmenentwicklung für 2020 spiegelt die deutlichen Nachfrage-Schwankungen wider.

PK Der Rettungsschirm hat nun erst einmal dafür gesorgt, dass der Status quo gehalten werden kann und die Ausgangsbasis für die Verkehrswende erhalten blieb. Die Verkehrswende ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Aber sie hat mehrere Komponenten. Das sind alternative Angebote zum motorisierten Individualverkehr und eine veränderte Raumplanung sowie Fortschritte bei neuen umweltverträglichen Technologien. Wie man sieht, haben wir als Verkehrsverbund nicht überall Einfluss. Hier sind viele Bereiche des öffentlichen Lebens gefragt – vor allem auch die Politik, die die Fäden ziehen muss. Und es reichen auch nicht nur Strategiepapiere um diese Jahrhundertaufgabe zu bewältigen. Sondern die Grundlage für die gemeinsamen Anstrengungen sind ausreichende finanzielle Mittel und eine gute Zusammenarbeit im Verbund und mit dem Freistaat sowie auf den Gebieten Technik, Erschließung von Wohnräumen und Einbeziehung des ÖPNV.
AM Momentan ist aber erst einmal unklar, wie sich die Menschen nach der Pandemie bei ihrer Verkehrsmittelwahl verhalten werden. Während der ÖPNV starke Rückgänge verzeichnen musste, stieg der Stellenwert des Autos wieder an. Das ist für das Klima und unsere Städte eine sehr negative Entwicklung. Und viele unserer Abo-Kunden fangen an zu rechnen, ob sich das Jahresabo noch lohnt, weil das Thema Homeoffice wohl auch nach Corona noch eine große Rolle spielen wird. Unser Ziel ist es daher, gemeinsam mit unseren Verbundpartnern auch für veränderte Lebenssituationen attraktive Mobilitätsangebote zu machen.

Was hat der VVO aus diesem ungewöhnlichen Jahr gelernt?

PK Eine wichtige Lehre aus der Pandemie ist beispielsweise, dass die plötzlichen Änderungen der Lebensgewohnheiten eine ebenso schnelle und adäquate Anpassung von Verkehrsleistung oder Tarifangeboten erfordern. Am Ziel, mit den vorhandenen Haushaltsmitteln so viel Verkehrsleistung wie möglich zu bestellen, halten wir weiterhin fest. Das wird aber schwieriger, weil sich die Rahmenbedingungen schlecht abschätzen lassen. Wann wir das Vor-Corona-Niveau der Einnahmen wieder erreichen, kann nämlich noch niemand genau sagen.

Diese und weitere Themen, mit denen sich der VVO zwischen Sommer 2020 und Sommer 2021 beschäftigte, lesen Sie im aktuellen Verbundbericht.


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