Mobilität macht Bildung Beine

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2021 führte Sachsen das BildungsTicket ein. Damit können junge Fahrgäste für wenig Geld im jeweiligen Verbundgebiet Bahn, Bus und Co. nutzen. Der sächsische Landesschülerrat (LSR) engagiert sich bereits seit zehn Jahren für die Einführung. Deren Vorstandsmitglied, Lily Härtig LH), und Martin Haase (MH), Leiter Tarif & Vertrieb beim VVO, diskutieren über den aktuellen Nutzen und wünschenswerte Verbesserungen.

Nils Brabandt/Konzept Konzept

Martin Haase und Lily Härtig im Gespräch
„Das beste Ticket und das schönste Ziel bringen nichts, wenn es keine Verbindung gibt.“ – in der Sache geeint. Für Lilly Härtig und Martin Haase ist das BildungsTicket ein wichtiges Puzzleteil im großen Bild.

Warum hat sich der Landesschülerrat (LSR) für das günstige Ticket stark gemacht?

LH Schülerinnen und Schüler sind sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum auf den ÖPNV angewiesen. Schule, Freunde, Freizeit – da kann nicht immer das Eltern-Taxi helfen. Neben der Flexibilität ist das BildungsTicket aber auch ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit. Denn Schülerinnen und Schüler können dann ihren Schulort unabhängig von Tarifzonen und separaten Tickets auswählen. Nicht immer haben sie die finanziellen Mittel, um mit Bus und Bahn spontan von Ort zu Ort zu reisen. Und gerade an dem Punkt ist ein kostengünstiges BildungsTicket eine wichtige Voraussetzung.

Gibt es besondere Herausforderungen für Eltern, Schülerinnen und Schüler?

LH Das beste Ticket und das schönste Ziel bringen nichts, wenn es keine Verbindung gibt. Deswegen braucht es weiterhin große Anstrengungen, um den ÖPNV in Sachsen auszubauen. Das gilt sowohl bei der Zahl der Verbindungen und der Umstiegsmöglichkeiten als auch beim Takt der Verbindungen. Und nicht zu vergessen: Die Fahrt zwischen den Verbünden bleibt auch mit dem BildungsTicket ein Problem. Hierfür braucht es einfache und unkomplizierte Anschlusstickets für alle, die auf ihrem Schulweg eine Verbundgrenze überschreiten.

Lilly Härtig vom sächsischen Landesschülerrat fordert weitere Anstrengungen beim Ausbau des ÖPNV.

Wie wurde aus der Idee BildungsTicket ein fertiges Produkt?

MH Tarifanpassungen im ÖPNV benötigen reichlich Vorlauf. Sie müssen durch die Gremien in den Verkehrsverbünden beschlossen und fristgerecht durch Genehmigungsbehörden bestätigt werden. Darüber hinaus musste geklärt werden, wie die Mindereinnahmen bei den Verkehrs­unternehmen ausgeglichen werden. Vor diesem Hintergrund war die Umsetzung des BildungsTickets in weniger als sechs Monaten ambitioniert. Aber durch die intensive und konstruktive Mitarbeit in den beteiligten Verkehrsunternehmen, der kommunalen Verwaltung sowie dem sächsischen Wirtschaftsministerium konnte das BildungsTicket zum Beginn des Schuljahres eingeführt werden.

Wie haben sich die Zahlen seitdem entwickelt?

MH Wir konnten bereits relativ schnell nach der Einführung eine deutliche Zunahme gegenüber den ermäßigten Abo-Tickets erkennen. Zurzeit liegt die Zahl an BildungsTicket-Kunden im VVO etwa 30 Prozent über der Anzahl der ermäßigten Abos im Jahr 2019. Dies ist zum einen  natürlich durch Neukunden auf Grund des attraktiven Tarifproduktes zu erklären. Ein nennenswerter Teil der vermeintlichen Neukunden kommt aber auch aus dem sogenannten Barsortiment und ist beispielsweise aus den Einzelfahrten und Tageskarten ins Abo gewechselt. Vorteil dieser Wanderung im Sortiment ist eine stärkere Bindung der Kunden. Auf der anderen Seite dürfen wir die erheblichen Einnahmeverluste im Barsortiment nicht außer Acht lassen.

Wie steht der LSR zur aktuellen Umsetzung des BildungsTickets?

LH Das BildungsTicket ist ein großer Schritt in eine gute Richtung. Trotzdem hat man hier hoffentlich noch nicht die Endhaltestelle erreicht. Es braucht in Sachsen einen besseren ÖPNV-Ausbau, um dieses Ticket auch in seinem vollen Ausmaß nutzen zu können. Das beste Ticket bringt nichts, wenn kein Bus fährt. Nach wie vor muss ein sachsenweit gültiges Ticket das Ziel sein. Für den Übergang wäre eine Zukaufsoption eine Möglichkeit, wie man sie beim AzubiTicket kennt.

Martin Haase
Martin Haase freut sich über die schnelle Umsetzung des BildungsTickets.

Ist das BildungsTicket eine Blaupause für weitere sachsenweite Tarife?

MH Schon bei der Einführung des AzubiTickets im Jahr 2020 haben die sächsischen Verbünde sehr eng zusammengearbeitet und dadurch die relativ kurzfristige Einführung des Ticketangebotes ermöglicht. Insofern waren die Prozesse bei der Umsetzung des BildungsTickets bereits erprobt. Auch wenn es sicher noch Optimierungspotenzial gibt, bin ich der Meinung, dass wir als Verbünde nach diesen Erfahrungen sehr gut auf weitere tarifliche Aufgaben vorbereitet sind.

Zahlen . Daten . Fakten

24.849 Fahrgäste im MDV, 13.094 Fahrgäste im VMS, 68.640 Fahrgäste im VVO, 10.666 Fahrgäste im VVV und 17.454 Fahrgäste im ZVON nutzen das BildungsTicket.

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