Deutschlandticket: Woher kommt’s, …

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… wer bezahlt’s, wie lange bleibt’s. Am 1. Mai 2023 ist es soweit: das Deutschlandticket startet. Für 49 Euro kann man dann in der ganzen Bundesrepublik den Nahverkehr nutzen. Beschlossen und finanziert von der Bundesregierung und den Bundesländern soll es Bus und Bahn attraktiver machen.

Christian Schlemper

Alles begann mit den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022. Über Nacht stiegen die Preise für Öl, Gas und Strom drastisch und das Leben wurde deutlich teurer. Die Bundesregierung suchte nach Lösungen, Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft zu entlasten. So wurde ein Paket an Maßnahmen geschnürt, das unter anderem auch eine Reduzierung der Mineralölsteuer beinhaltete. So sollten für drei Monate die Spritpreise gesenkt werden, um Pendlern, die mit dem Auto fahren, finanziell wieder Luft zu verschaffen.

Überall das gleiche Bild: Volle Bahnsteige dank 9-Euro-Ticket

Sommermärchen 2022 – das 9-Euro-Ticket

Um die Nutzer von Bus und Bahn ebenfalls zu entlasten, wurde auch der Preis von Monatstickets gesenkt: Für drei Monate zahlten die Fahrgäste nur neun Euro – das Ticket für das Sommermärchen 2022 war geboren. Ursprünglich sollte das 9-Euro-Ticket nur in jeweils einem Verkehrsverbund gelten – schnell wurde daraus jedoch ein bundesweit gültiges Ticket. Gründe dafür waren einerseits die unterschiedliche Größe von Verbünden, andererseits die Regionen ohne Verbundtarife. Der Erfolg des Tickets ist bekannt: Bahnen und Busse waren voll. Statt nur die Pendler zu entlasten, nutzten auch viele Gelegenheitsnutzer und klassische Autofahrer das Ticket und entdeckten Deutschland zum kleinen Preis. 52 Millionen Tickets wurden verkauft. Die mit dem günstigen Angebot verbundenen Verluste bei den Verkehrsunternehmen glich die Bundesregierung mit Steuermitteln aus.

Nach drei Monaten, Ende August 2022, war alles wieder vorbei – aber der Wunsch nach einem einfachen und preiswerten Ticket blieb. Denn neben dem Preis hatte sich gezeigt, dass viele Fahrgäste das 9-Euro-Ticket schlicht deswegen gut fanden, da es „einfach überall gültig“ war. Tarifzonen, Verbundgrenzen oder Altersbeschränkungen spielten keine Rolle mehr. Im Herbst 2022 einigte sich die Bundesregierung auf eine Fortführung dieser Idee – zum Preis von 49 Euro im Monat sollte ein Klimaticket bzw. das „Deutschlandticket“ eingeführt werden.

Bedingung: Die Bundesländer beteiligen sich zur Hälfte am Ausgleich für die entstehenden geschätzten jährlichen Verluste in Höhe von rund 3 Milliarden Euro bei den Verkehrsunternehmen. Nach zähen Verhandlungen gab es Ende 2022 einen Durchbruch und das Ticket kann starten. Die Idee bleibt: einfach überall alles nutzen.

Pessimisten befürchten dauerhaft übervolle Bahnen und Busse, Optimisten sehen das Ticket als Beitrag zur Verkehrswende und Kritiker bemängeln, dass der Preis zu hoch ist.

Im Hintergrund ist viel zu tun, denn das Ticket gibt es nur digital und nur als Abonnement. Deutschlandweit müssen Verkaufssysteme, Kontrollgeräte und Apps angepasst werden. Schließlich muss ein Ticket ausgegeben werden, das in Dresden genauso einfach kontrolliert werden kann, wie in Flensburg, Oberammergau oder auf Rügen. Dazu bedarf es einheitlicher Standards, die es, da Nahverkehr ja auf Regionen begrenzt ist, nicht immer gibt. Dazu kommen regionale Besonderheiten: einige Bundesländer bieten das Ticket zum reduzierten Preis beispielsweise Azubis. In einigen Verbünden, so auch im VVO gibt es zusätzliche Tickets für liebgewonnene Nutzen wie die Mitnahme weiterer Personen.

Das Projekt „Deutschlandticket“ ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt. Dann wird man sehen, ob aus der Idee der kurzfristigen Entlastung ein dauerhaftes attraktives Angebot wird.

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1 Kommentar

  1. Peter

    Das Deutschlandticket ist nur ein Baustein. Wichtig sind auch Investitionen in die Infrastruktur des Nahverkehrs. Ich lebe seit einigen Jahren in Amsterdam. Hier hat sich der Autoverkehr aufgrund des Ausbaus des Nahverkehrs deutlich reuziert. Mehr Infos hier: https://www.travelguide.amsterdam/de/nahverkehr-gvb/nahverkehr-in-amsterdam/

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