Unterwegs mit Rolli, Stock und Co.

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Perspektivenwechsel: Wie funktioniert eine Fahrt mit Bus und Bahn, wenn man auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen ist? Welchen Standard haben wir im Verkehrsverbund Oberlebe? Wie kommt man in einen Bus oder Zug? Was tun, wenn man Hilfe benötigt?

Von Dirk Geppert

Viel ist inzwischen investiert worden: Haltestellen wurden barrierefrei ausgebaut, Niederflur-Fahrzeuge angeschafft und Informationssysteme verbessert. Aber reicht das alles aus?
Um das herauszufinden, begleitete der Autor ein Mobilitätstraining, organisiert vom Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter Sachsen e. V. (LSKS) im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche. Zu diesem Training wurden Menschen mit Behinderungen eingeladen, um die Fahrt mit Bus und Bahn im geführten Rahmen auszuprobieren.

Diese Trainings finden übrigens regelmäßig statt und werden vom Landesverband Selbsthilfe
in Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen durchgeführt. Lesen Sie im Folgenden einen Bericht, was wir auf der Fahrt von Dresden Hauptbahnhof nach Meißen erlebt haben. Gleich vorweg: Alles hat gut geklappt, aber es gibt auch noch einiges zu tun.

Mit dem Zug von Dresden Hauptbahnhof nach Weinböhla

Die Fahrt begann am Hauptbahnhof mit dem RegionalExpress. Hier galt es schon die erste Hürde zu überwinden, denn der Einstieg in das E-Talent-Fahrzeug ist trotz Schiebetritt für einen Rollstuhlfahrer in unereichbarer Höhe. Wir waren angemeldet und bekamen daher sofort Unterstützung vom DB Personal. Wer auf fremde Hilfe angewiesen ist, sollte telefonisch die Fahrt beim jeweiligen Verkehrsunternehmen anmelden. So ist sichergestellt, dass der Ein- und Ausstieg aus dem Fahrzeug möglich ist, auch wenn der Bahnsteig oder die Haltestelle noch nicht barrierefrei ausgebaut ist. Die Telefonnummern finden sie auf der VVO Webseite.

Mit tatkräftiger Unterstützung des DB-Personals und einem Hubwagen gelangten die Teilnehmer in den Zug. Der Zugang für Rollstuhlfahrer befindet sich beim E-Talent übrigens in der Mitte des Zuges. Bei der S-Bahn (Doppelstockwagen) ist es die erste Tür, an der eine Rampe ausgefahren werden kann.

An diesen Zugängen gibt es auch einen zusätzlichen Taster mit einem Rollstuhlsymbol. Drückt man diesen Türöffner, bleibt die Tür deutlich länger geöffnet und es ist genug Zeit zum Ein- und Aussteigen.

 

 

Nach circa 30 Minuten erreichten wir den Haltepunkt Weinböhla – Zeit zum Umsteigen.
Diese Haltestelle ist barrierefrei. Alle Teilnehmer konnten problemlos aussteigen. Einen Aufzug gibt es hier nicht, dafür eine lange Rampe. Hinab zu rollen war recht einfach, hinauf dürfte das allerdings eine sportliche Herausforderung sein.

 

 

 

 

Umstieg in den Bus nach Meißen

Weiter sollte es mit der Bus-Linie 421 zum Busbahnhof Meißen gehen. Auch hier gelang der Einstieg in den Bus ohne Probleme. Der Fahrer klappt dazu eine Rampe aus, um den Übergang vom Bordstein zum Fahrzeug überwinden zu können.

Alle Busse verfügen inzwischen über eine Anzeige und Ansage der nächsten Haltestelle. So ist man auch rechtzeitg informiert, falls die Sicht nach draussen einmal versperrt ist.

Übrigens: In einen Bus passen maximal zwei Rollstühle. Es empfiehlt sich deshalb wiederum die Mitfahrt anzumelden. Eine Mitnahmegarantie gibt es allerdings nicht.

 

Bei der Ankunft am Busbahnhof Meißen erwartet uns eine moderne und komplett überdachte Haltestelleninsel. Hier kann man ebenfalls problemlos Ein-, Aus- oder Umsteigen.

 

 

 

 

Stadtrundfahrt durch Meißen

Weiter ging es nun zur Stadtrundfahrt Meißen. Ich war überrascht, dass selbst der Kleinbus der Verkehrsgesellschaft Meißen zur Rollstuhlmitfahrt geeignet ist. Somit steht dieses schöne touristische Event für Jedermann zur Verfügung.

 

Fazit: Dieses Mobilitätstraining hat allen Beteiligten Spaß gemacht und gezeigt, dass man auch mit Rollstuhl und Co. mit Bus und Bahn mobil sein kann.

Aber wie plant man so eine Fahrt allein?

In den Gesprächen mit den Teilnehmern hat sich vor allem gezeigt, dass man sich nicht traut neue oder unbekannte Strecken zu fahren, weil man nicht weiß, was einen dort erwartet. Ist der Ausstieg ohne fremde Hilfe möglich? Gibt es Hindernisse wie Treppen oder einen Aufzug?

Helfen könnte hierbei die Fahrplanauskunft des VVO. Öffnet man das Feld „Erweiterte Optionen“ kann die Auskunft so angepasst werden, dass sie nur Verbindungen ermittelt, die man beispielsweise als Rollstuhlfahrer nutzen kann. Leider wussten die wenigsten über diese Dienste Bescheid. Es gibt auch noch große Lücken bei den erfassten Daten, so dass die Mobilitätsoptionen derzeit nur im Stadtgebiet Dresden gesichert funktionieren.

Aus meiner Sicht ist noch so manches zu tun, um mehr Informationen bereitzustellen.
Auch das Mobilitätstrainung sollte ergänzt werden und über die Nutzung und Möglichkeiten der Fahrplanauskunft informieren.

 


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