Neue Werkstatt für die Lößnitzgrundbahn

| 0 Kommentare
Kategorie: Was kostets?, Was noch? | Stichwörter:

Wesentlich bessere Arbeitsbedingungen: Das bietet die neue Werkstatt der Lößnitzgrundbahn in Radebeul Ost den Mitarbeitern. Nach drei Jahren Bauzeit haben sie das neue Gebäude bezogen. Ein Ortsbesuch.

Text: Angela Zimmerling/Sebastian Thiel, Fotos: Sebastian Thiel, THIEL Creative Content

Was für ein Kontrast! Wir können uns noch lebhaft an unseren letzten Besuch erinnern: den Ölgeruch, das Dröhnen des Heizgebläses, die rustikalen Sanitäranlagen. Dunkel und museal: So hat sich uns die alte Werkstatt der Lößnitzgrundbahn im Frühjahr gezeigt. Romantisch für den Besucher, aber von den Arbeitsbedingungen her nicht mehr zeitgemäß. Und heute? Auf Knopfdruck und mit edlem Surren hebt sich das blitzsaubere Rolltor zur neuen, erst vor wenigen Wochen bezogenen Werkstatt.

Das Erste, was auffällt, ist der Platz – und das Licht. Die Sonne scheint durch die großen Fenster an der Südseite der Halle auf den Schatz in ihrer Mitte. Glänzend schwarz und mit feuerrotem Fahrgestell steht sie da, die „VI K“ – Baujahr 1927, 41 Tonnen schwer, ein Unikat. Es gibt nur noch zwei betriebsfähige Lokomotiven dieser Art. Die alte Dame war die letzten Tage zur Wartung und Kesselreinigung hier und harrt nun auf ihren neuen Einsatz im Lößnitzgrund.

Die alte Dame von unten

Mit Kreide haben Mitarbeiter „Das war`s“ auf die Kesselvorderseite geschrieben. Und an die Seite: „Hossa … ein letztes Mal quakend durch den Grund.“ „Das ist der Abschiedsgruß der Kollegen an den Lokführer, der gestern seinen letzten Arbeitstag hatte. Sein Spitzname war Frosch“, erklärt Mirko Froß, Eisenbahnbetriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), der uns heute einen Blick in die neue Werkstatt gewährt.

Arbeitsbedingungen und Arbeitsschutz verbessert

Das Zweite, was wir bemerken, ist, wie leise es ist. Statt des antiken Heizgebläses tut in der neuen Halle eine moderne Fußbodenheizung Dienst. Auch die laute Druckluftanlage wurde durch eine neue, kaum hörbare ersetzt. Und wenn nicht gerade ein Trennschleifer kreischt, ein Schweißgerät britzelt oder eine der vielfältigen Dreh-, Bohr- und Sägemaschinen surrt, hört man kaum mehr als das Brummen der Stromversorgung für die Lokelektrik.

Blick aus der neuen Arbeitsgrube

Mirko Froß führt uns an die Front der Lok. Wir blicken nach unten in die neue Arbeitsgrube. Ein breiter, gut beleuchteter Gang führt zwischen den Schienen unter der fettglänzenden Mechanik des Fahrgestells hindurch. „Jetzt können die Mitarbeiter auch im Stehen arbeiten“, erklärt der Eisenbahnbetriebsleiter. Die Arbeitsgrube des rund 100 Jahre alten Lokschuppens nebenan war deutlich beengter. „Damals waren die Leute halt noch kleiner.“

Der moderne Edelstahlabzug zieht Dampf und Rauch zuverlässig ab.

Nicht nur unten, auch nach oben ist jetzt mehr Platz. Die neue Werkstatt ist einige Meter höher als ihre Vorgängerin. Müssen die Schlosser Luftpumpe, Dom, Pfeife oder Schornstein auf der Lok reparieren, können sie das endlich in der Halle erledigen. Bislang mussten sie das bei Wind und Wetter im Freien tun. Steht eine Lokomotive „unter Dampf“ in der Halle, werden Dampf und Rauch über einen modernen Edelstahlabzug mit Lüfter abgeleitet. Im Gegensatz zur alten Werkstatt ist der Rauchabzug bei Nichtbenutzung geschlossen, damit keine Wärme mehr entweichen kann.

Ebenfalls deutlich größer bemessen als im Vorgängerbau sind die Werkstore, durch welche die Loks und Waggons in die Halle und wieder hinaus gefahren werden. Die Tore sind jetzt breit genug, dass nicht mehr die Gefahr besteht, dass sich jemand einquetscht. „Das war eine Hauptforderung der Berufsgenossenschaft“, erklärt Mirko Froß. Etwa dreieinhalb Millionen Euro hat die SDG inklusive Planung in den Neubau investiert. Die Baumaßnahme wurde durch den Freistaat Sachen auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch den Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe gefördert.

Alte Maschinen sind mit umgezogen

Die Einrichtung ist eine Mischung aus alt und neu. Neu sind zum Beispiel die Werkbänke mit den leuchtend blauen Schubkästen. An einer steht Schülerpraktikant Fabian. Er reinigt gerade pilzförmige Abdichtungen. „Das sind sogenannte Waschlukenpilze für den Kessel, aus denen das Wasser entweichen kann“, erläutert Mirko Froß. Sie müssen regelmäßig aufbereitet werden. Die SDG freut sich über junge Leute, die sich für die Arbeit mit den historischen Dampfmaschinen interessieren und später hier vielleicht ihre Ausbildung absolvieren.

Alt ist ein Großteil des Maschinenparks, der mit in die neue Halle umgezogen ist. „Diese Maschine funktioniert noch einwandfrei“, schwärmt Werkstattmitarbeiter Fabian Höde. Er sprüht Schneidöl auf ein Stück Flachstahl, in das er mit einer dunkelgrünen Bohrmaschine aus den 1920er Jahren ein Loch bohrt. Es soll als Anschweißende für eine Halterung dienen.

„Die alten Maschinen sind für unsere Verhältnisse völlig ausreichend“, ergänzt Mirko Froß. „Wir brauchen nicht die Genauigkeit von Tausendstel Millimetern.“

Vor einer Fräse steht Mitarbeiter Tino Landrock und notiert mit einem Bleistift Zahlen in eine Konstruktionszeichnung. „Ich repariere die Steuerung an der Schwinge und habe dafür die Maße aufgenommen.“ Das Lager müsse ausgeschmolzen und neu ausgegossen werden. Vieles können die Mitarbeiter selbst machen, manche Teile, wie hier zum Beispiel der Schwingenstein, müssen bei anderen Firmen aufbereitet werden.

Zweite Halle in Planung

Auch die Hauptuntersuchung, eine aufwendige Prozedur, die alle acht Jahre für die Dampflokomotiven ansteht, kann die SDG nicht vor Ort in Radebeul Ost durchführen – auch nicht in der neuen Werkstatt. So müssen die Fahrzeuge dafür weiterhin nach Oberwiesenthal transportiert werden. Ein weiterer Neubau soll hier Abhilfe schaffen. Der soll vor der alten Werkstatt entstehen, die Bauvoranfrage ist gestellt, die Inbetriebnahme für 2028 geplant.

Wir verabschieden uns von Mirko Froß und der alten Dame. Eines ist uns heute klar geworden: Historische Dampflokomotiven fahrbereit zu erhalten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die nicht nur Wissen und Erfahrung, sondern auch viel Geld kostet. Danke der SDG für ihr Engagement in dieser Sache und Danke an den Freistaat Sachsen, der den Betrieb der Schmalspurbahnen im Land finanziell unterstützt.

Lößnitzgrundbahn:
Veranstaltungen im Dezember 2023

Der Lößnitzdackel im Lößnitzgrund

Die Lößnitzgrundbahn fährt auf einer der ältesten Schmalspurbahnstrecken Deutschlands. 1884 wurde sie eingeweiht. Heute sind die historischen Dampfzüge auf einer Spurweite von 750 Millimetern täglich, auch im Winterhalbjahr, zwischen Radebeul, der Moritzburger Teichlandschaft und Radeburg unterwegs.

 

 

Höhepunkte sind die Sonderfahrten.
Im Dezember sind folgende Fahrten geplant:

Weitere Informationen


Kommentar verfassen

* Pflichtfelder bitte ausfüllen
Die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse ist freiwillig.
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht und nicht weiter verarbeitet.