Von Verantwortung und dem lieben Geld

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„Busse und Bahnen? Na dafür gibt’s hier einen Verbund“ – so ungefähr haben das schon viele gehört. Wer ist aber eigentlich im VVO für was verantwortlich? Wer bezahlt was? Und was zahlen Sie eigentlich mit Ihrem Ticket? Diese Fragen soll dieser Beitrag beantworten.

Von Christian Schlemper

Im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) arbeiten 14 Verkehrsunternehmen, die drei Landkreise Bautzen, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie die Landeshauptstadt Dresden zusammen. Auch der Freistaat und nicht zuletzt die Dresdner Stadtwerke, die Drewag, spielen eine Rolle.

Beginnen wir am Anfang, im Jahr 1994: Die Staatsregierung teilt Sachsen in fünf „Nahverkehrsregionen“ auf. Damit stehen die Grenzen der heute bestehenden Verkehrsverbünde fest. Innerhalb der Gebiete beginnen die Landkreise und Städte zusammenzuarbeiten: Es entstehen Zweckverbände und diese machen sich an die Arbeit. Innerhalb der Verbünde entstehen einheitliche Tarife, Busse und Bahnen werden aufeinander abgestimmt.

Diese Entwicklung ändert aber nichts daran, dass die meisten Busgesellschaften den Landkreisen gehören und die Deutsche Bahn AG im Auftrag der Landesregierung unterwegs ist. Letzteres ändert sich im VVO im Jahr 1998. Der Zweckverband wird Aufgabenträger: Er übernimmt seitdem die Aufgabe, die Züge zu bestellen, die auf den Gleisen in seinem Gebiet unterwegs sind. Dafür bekommt er Geld vom Freistaat: einen Teil der sogenannten Regionalisierungsmittel.

So ist bis heute der VVO, gemeinsam mit dem Freistaat, dafür verantwortlich, dass hier Züge fahren. Derzeit gibt der VVO dafür jährlich rund 90 Millionen Euro aus. Die drei Landkreise und die Landeshauptstadt Dresden kümmern sich um die Busse und Straßenbahnen in ihren Gebieten. Dafür zahlen sie Zuschüsse und sorgen insbesondere dafür, dass Kinder zur Schule kommen. In Dresden werden die Zuschüsse direkt von den Stadtwerken, der Drewag, ausgeglichen. Sie verdient Geld mit Strom, Gas und Wasser und zahlt jährlich rund 40 Millionen Euro an die DVB AG, so dass diese Straßenbahnen und Busse im dichten Takt fahren lassen kann.

Nehmen Sie nun alle Zuschüsse von Stadt, Landkreisen und Bund zusammen, kommen Sie auf rund 150 Millionen Euro. Dazu kommen Fördermittel für neue Haltestellen, erneuerte Schienen sowie moderne Busse oder Straßenbahnen. Dem gegenüber steht das Geld, das Sie für Ihre Tickets bezahlen: Im Jahr 2014 waren das rund 161 Millionen Euro. Die Fahrgäste zahlen also rund 50 % der nötigen Ausgaben, den Rest zahlen wir alle durch Steuern und Abgaben für eine bessere Umwelt und einen nachhaltigen und preiswerten Nahverkehr.


5 Kommentare

  1. Matthias Fiebiger

    Gebt dem ÖPNV mit nur einem gesamten Verkehrsverbund in Sachsen
    eine bessere Zukunft.
    Ich frage mich nur, warum das bis heute noch nicht geschehen ist?
    Ich bin überzeugt, daß dies rationeller ist.
    Bei Kreis- und Gemeindegebietsreformen muß es doch auch gehen.

    Wer kann mir eine Antwort geben?

    1. Christian Schlemper

      Hallo Herr Fiebiger,

      mit der Organisation des ÖPNV in Sachsen beschäftigt sich derzeit die Strategiekommission des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
      Grundsätzlich kann man über die Organisation des ÖPNV immer streiten: In den derzeit fünf Verkehrsverbünden liegen die Entscheidungen bei den Landkreisen, die in den Verbänden den Eisenbahnverkehr organisieren und gleichzeitig den Busverkehr verantworten. So ist das Angebot recht gut integriert. Eine zentrale Landesgesellschaft würde wieder etwas Eigenständiges sein. Ein landesweiter Verbund zerreißt im Übrigen den sehr erfolgreichen Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV), der neben Leipzig auch Teile von Sachsen-Anhalt und Thüringen umfasst.
      Aus unserer Sicht ist es wichtig, die Grenzen zwischen den Verbundtarifen durchlässiger zu machen. Mit dem ZVON haben wir bereits einen Übergangstarif für Pendler, mit dem Sachsen-Ticket der DB können Sie in ganz Sachsen den gesamten ÖPNV nutzen. Daran werden wir weiter arbeiten und fahrgastfreundliche Lösungen suchen, um den ÖPNV in Sachsen weiter voranzubringen.

      Viele Grüße

  2. Falk Wehner

    Hallo Herr Schlemper, wie Sie sehen sind nicht so viele Fahrgäste im VVO so mit der Leistung zufrieden, wie es der VVO in seinen Jubelmeldungen regelmäßig glauben lässt. Und nun scheint das sogar der zuständige Minister gemerkt zu haben, das in den Verbünden eben das flache Land zugunsten der Städte abgehängt wird und es so nicht weiter gehen kann. Ich jedenfalls begrüße die Gründung einer Landesverkehrsgesellschaft, denn dann wird wieder zumindest in Landesgröße gedacht und nicht ein Landkreis wie der in Bautzen auch noch tariflich geteilt wird. Dies zeigt, wie unfähig die Verbünde sind, das noch nicht mal da 2 Verbünde sich auf einen gemeinsamen Tarif in 10 Jahren einigen konnte und den Übergangstarif konnte man ja voll vergessen. Und das es nur 10% der Reisenden betrifft, wie Herr Harig behauptet glaube ich kaum, da braucht er nur mal einen Blick auf die A4 vor seiner Haustür zu machen, da sieht er die Reisenden, die es betrifft und die nicht noch 2 Verbundtarif bezahlen wollen. Wenn die Verbünde nur in klein, klein denken, dann müssen sie sich nicht wundern wenn man sie jetzt wieder abwickelt, denn sie hatten 10 Jahre Zeit etwas zu entwickeln, stattdessen wurden in der Zeit nur Bahnlinien stillgelegt und nur wenige ausgebaut, in der Fläche wurde sich zurück gezogen und wenn Leute dann auf Busse umsteigen sollen, die dann auch blos im Stau auf der Autobahn stehen wie von Nossen nach Dresden, dann kann man auch gleich mit dem Auto fahren, da ist kein Mehrwert für den Fahrgast, begreifen nur die studierten Verkehrswissenschaftler, die diesen Mist empfohlen haben nicht. Aber was soll man von solchen Leuten auch erwarten??? Erwarten würde ich das die Verbundverantwortlichen regelmäßig mal auf den Linien Ihres Verbundes unterwegs wären um mal selbst zu sehen wie Ihre Linien funktionieren und Haltestellen aussehen. Denn ich glaube die meisten haben das noch nie gemacht und wissen gar nicht wie es auf dem flachen Land aussieht.

  3. Bernd Böttcher

    Züge fallen regelmäßig aus, kurze Züge wo sich alle rein quetschen müssen. Billig billig ist das VVO Motto. kann nicht sein das die Züge so kurzfristig ausfallen und ich zu spät zur arbeit komm.

    1. Sandra Petzold

      Hallo Bernd, eigentlich hatte die DB uns für den September Besserung angekündigt. Sie können uns glauben, dass wir es auch mehr als leid sind, wenn püntklich zum Septemberstart morgens die Einschränkungsmeldung der DB kommt. Grund war erneut das fehlende Personal. Viele Grüße, Sandra

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