Wie die DB Regio verlässlicher wird

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Torsten Steyer, Leiter Verkehrsvertragsmanagement bei DB Regio Südost, stellt sich aktuellen Kundenfragen.

Ein verspäteter Zug ist an sich schon ärgerlich. Fällt die Bahn dann komplett aus, ist das Unverständnis schnell groß. Torsten Steyer von der DB Regio Südost stellt sich aktuellen Kundenfragen.

Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe

Ein verspäteter Zug ist an sich schon ärgerlich. Fällt die Bahn dann komplett aus, ist das Unverständnis schnell groß. Gründe sind meist Personalprobleme, zu wenige oder defekte Fahrzeuge. DB Regio ist sich dieser Situation bewusst und hat gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Oberelbe Maßnahmen zur Verbesserung der Lage in die Wege geleitet.

So bekommen die derzeit 220 Lokführerinnen und Lokführer im Großraum Dresden bald Verstärkung, denn 50 angehende Berufskollegen befinden sich gerade in der Ausbildung. 2024 plant DB Regio, weitere knapp 50 Azubis und Quereinsteiger zu gewinnen. Eine ähnliche Einstellungs- und Qualifizierungsoffensive läuft im Werkstattbereich, wo die Schienenfahrzeuge gewartet, repariert und gereinigt werden.

Weil all das Vorlaufzeit braucht und vieles noch nicht so läuft wie gewünscht, stellt sich Torsten Steyer, Leiter Verkehrsvertragsmanagement bei DB Regio Südost, einigen aktuellen Kundenfragen:

Warum fallen immer mehr Züge aus?

(TS) Es ist ganz klar: Zurzeit fehlen uns einsetzbare Lokführer. So ist auch die Situation im vergangenen Sommer zu erklären, als wir unsere Dienstschichten nicht komplett abdecken konnten und Bereitschaftsschichten nicht besetzt waren. Wenn sich dann noch jemand kurzfristig krankgemeldet hat, dann konnten wir das einfach nicht mehr kompensieren. Deshalb haben wir uns im Herbst entschieden, das Angebot zu reduzieren – dafür aber die verbleibenden Fahrten verlässlich anzubieten.

Wie kann es sein, dass ich am Bahnsteig stehe und erst dann erfahre, dass meine Bahn ausfällt? Wissen Sie das nicht eher?

(TS) Mich ärgert es selbst auch, wenn ich früh am Bahnsteig ankomme und plötzlich sehe, dass mein Zug ausfällt. Wir versuchen natürlich, solche Informationen immer so zeitig wie möglich in Erfahrung zu bringen. Doch es gibt auch Fälle, in denen Probleme erst kurz vor oder während der Zugfahrt auftreten: zum Beispiel, wenn eine Strecke unerwartet gesperrt werden muss oder wenn ein Kollege verspätet oder gar nicht zum Dienst kommt. Dann können wir die Informationen erst recht kurzfristig zur Verfügung stellen. Wir arbeiten aber immer daran, uns da noch zu verbessern.

Der Saxonia-Express zwischen Leipzig und Dresden ist teilweise mehr als überfüllt. Wieso hängen Sie nicht einfach noch Waggons an?

Das würden wir gern tun, weil wir uns natürlich freuen, dass dank des Deutschlandtickets so viel mehr Fahrgäste in unseren Zügen sind. Leider sprechen zwei Punkte dagegen: Zum einen haben die Bahnsteige nur eine gewisse Länge, und wir können nur mit Zügen fahren, die nicht darüber hinausragen – schließlich wollen ja überall Leute ein- und aussteigen. Und zum anderen haben wir schlichtweg nicht so viele zusätzliche Fahrzeuge.

Warum fahren Sie auf der Saxonia-Express-Strecke zwischen Dresden und Leipzig nicht einfach Doppelstockzüge? Dann wären die Züge nicht mehr überfüllt.

Wir wissen, dass die  Doppelstockzüge beliebter sind als die einstöckigen Triebwagen – sowohl bei unseren Fahrgästen als auch bei unserem Personal. Denn die Doppelstockwagen bieten einfach mehr Platz für die Fahrrad- und Gepäckmitnahme und somit ein besseres Raumgefühl. Uns stehen für die Linie aber keine weiteren Fahrzeuge zur Verfügung, sodass wir dort vorerst weiterhin mit den einstöckigen Triebwagen unterwegs sein müssen.

Wieso stellen Sie nicht einfach mehr Lokführer ein?

Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Lokführern, aber der Arbeitsmarkt gibt zurzeit einfach nicht mehr Fachkräfte her. Deshalb legen wir den Schwerpunkt auf die Ausbildung von Menschen, die sich für den Beruf des Lokführers interessieren. Das sind zum einen Quereinsteiger aus anderen Berufen: Sie brauchen in der Regel ein knappes Jahr für die Qualifikation. Und dann haben wir natürlich die klassische dreijährige Berufsausbildung, in der junge Leute lernen, eine Lok zu fahren – und noch vieles drumherum.

Kaputte WCs, nicht funktionierende Türen. Warum können Sie keine ordentlichen Züge auf die Schiene bringen?

Es ist echt ärgerlich, wenn man am Bahnsteig steht und einsteigen will – und dann gerade die Tür direkt vor einem verschlossen bleibt und man zur nächsten rennen muss. Wir haben aber auch in der Werkstatt gerade einen Generationswechsel: Viele neue Kollegen haben angefangen und müssen noch qualifiziert werden, um die sicherheitsrelevante Instandhaltung der Fahrzeuge durchführen zu können. Deshalb schaffen wir es nicht immer, jede Störung oder jeden Schaden kurzfristig zu beheben. Wenn ein Fahrzeug im Einsatz ist, und wir haben keinen Ersatz, dann stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung: Nehmen wir das Fahrzeug trotzdem heraus und haben dadurch weniger Platz, oder lassen wir es weiterfahren und nehmen die Einschränkung zugunsten der Kapazität in Kauf. Gerade jetzt, wo die Nachfrage durch das Deutschlandticket gestiegen ist, wollen wir Platzreduzierungen möglichst vermeiden.

VVO und DB Regio: Wer macht was?

Der VVO gestaltet und finanziert den Eisenbahnverkehr in seinem Gebiet. Er schreibt Takte und Qualität, wie etwa Zugbegleiter in jedem Zug, barrierefreie Fahrzeuge oder Klimaanlagen, vor und sucht über Ausschreibungen Bahngesellschaften, die diese Anforderungen erfüllen und über mehrere Jahre erbringen. Im Zuge dessen entscheidet er auch über die auf den Strecken eingesetzten Fahrzeuge. Für den alltäglichen Betrieb sind dann die Bahnen verantwortlich, die sicherstellen müssen, dass der vom VVO geforderte Fahrplan mit den bestellten Kapazitäten erbracht wird. Ist das nicht der Fall, behält der VVO Zuschüsse ein.

Weitere Informationen

Dieses und weitere Themen finden Sie in der Kundenzeitschrift des VVO – OberelbeTakt – 1. Ausgabe 2024.


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