Raus aus dem Auto, rein in Bus & Bahn – Die Umsteigerfamilie

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Bis zum 4. September suchen wir Familien, die eine Woche lang ihr Auto stehen lassen und auf Bus & Bahn umsteigen.


Von Georg Thieme

Glückliche Gewinner: Familie Tetschke 2013

2013 verzichtete Familie Tetschke eine Woche lang auf ihr Auto und wurde so von den Facebook-Nutzern zur VVO-Umsteigerfamilie gekürt. Nun sucht der VVO wieder eine Familie, die für eine Woche das Experiment Bus & Bahn wagt. Als Belohnung winkt eine Jahreskarte für den VVO-Verbundraum.

Auf diesem Weg möchte der VVO Familien einladen, sich selbst von den Möglichkeiten des ÖPNV zu überzeugen und gleichzeitig die Vorteile durch die Vernetzung zwischen dem Nahverkehrssystem, Bike & Ride und Park & Ride verdeutlichen.

Noch bis zum 4. September können sich alle Interessierten als Umsteigerfamilie bewerben.
Vom 21. bis 27. September 2015 gilt es dann, alle Wege mit Bus & Bahn zurückzulegen und über die eigenen Erfahrungen zu berichten. Wie Sie sich mit Ihrer Familie anmelden, steht hier beschrieben.

 

Wir haben noch einmal mit Mandy Tetschke über ihre Eindrücke und Erfahrungen gesprochen.

Frau Tetschke, haben Sie Ihr Auto mittlerweile abgeschafft?

Wir haben unser Auto nicht abgeschafft, aber im Moment abgemeldet. Die Aktion hat uns gezeigt, dass man seine Wege auch anders, viel effektiver und wesentlich stressfreier bewältigen kann. Bewundernswert ist wirklich, dass ich meinen Arbeitsweg meist in kürzerer Zeit zurücklege als mit dem Auto. Außerdem kann man durch den Verzicht auf das Auto auch einen wesentlichen Teil zum Schutz unserer Umwelt beitragen.
An Streiktagen oder Einschränkungen durch Bauarbeiten (welche im Moment in und um Coswig sehr rege geschehen) sieht das Ganze dann schon wieder etwas anders aus.

Was war das größte Hindernis beim Umstieg auf den ÖPNV?

Das schwierigste war das „Umdenken“ im Kopf. Man hatte das Gefühl ein Stück weit Flexibilität, Mobilität und Freiheit aufzugeben. Nachdem wir uns dann aber zum Beispiel mit Öffi organisiert hatten, lief es ja dann doch ganz gut.

Was ist Ihnen positiv in Erinnerung geblieben?

Das Projekt war eine total spannende Zeit, da man den Alltag viel bewusster wahrgenommen hat. Wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung! Witzig war es auch, täglich auf Facebook Bilder und Texte zu veröffentlichen. Das eine Mal habe ich ein „Selfie“ auf dem Hauptbahnhof gemacht, war ein eigenartiges Gefühl, da ich mich in dem Moment schämte. Heute können wir herzlich darüber lachen.
Ganz toll waren auch das Interesse und die Unterstützung unserer Familie und des Freundeskreises! Es war sehr interessant, seinen Alltag komplett zu überdenken und anders zu organisieren. Man rostet im Trott schnell ein, aber gut zu wissen, wie flexibel man doch sein kann.

Welchem Familienmitglied fiel der Umstieg am schwersten?

Für uns Erwachsene war es die größte Belastung, da wir ja unsere Wege zur Arbeit und den Alltag mit Einkauf etc. meistern mussten. Die Kinder hat das im Alltag weniger tangiert.

Wie haben Sie das Familienleben mit Bus und Bahn gemeistert?
Ich finde wir haben das ganz prima gemacht, deswegen sind wir ja auch die Gewinner 
Knackpunkt war aber wirklich der Einkauf. Den haben wir dann mit Fahrrad und Anhänger erledigt. Größere Anschaffungen haben wir in der Zeit einfach vermieden.
Ansonsten haben wir uns Öffi auf die Handys geladen um zu wissen, wann wir wie von A nach B kommen. Das hat auch richtig gut geklappt.

Wie ist Ihre Teilnahme im Freundes- und Bekanntenkreis angekommen?

Unsere Freunde und Bekannten waren total interessiert an der Aktion. Haben ganz fleißig für uns gestimmt und haben sich wirklich über alle Beiträge zu dem Projekt gefreut. Auch heute werden wir darauf noch angesprochen.

Was haben Sie mit der gewonnenen Jahreskarte erlebt?

Wir haben die Jahreskarte ganz intensiv genutzt und haben damit weiterhin den Arbeitsweg bestritten. Natürlich haben wir auch mehrere Ausflüge mit den Jungs unternommen.
Es ist toll die Landschaft, unsere Heimat, aus einer anderen Perspektive zu sehen. Als Autofahrer bewegen wir uns auf Straßen und müssen auf den Verkehr achten. Ganz anders in Bus und Bahn.

Nutzen Sie heute öfter den ÖPNV als vor der „VVO-Umsteigerfamilie“?

Frau Tetschke auf dem Weg zur Arbeit

Ja, definitiv! Der tägliche Arbeitsweg wird mit Öffentlichen bestritten. Wir werden in Kürze unser Auto wieder anmelden, da wir feststellen mussten, dass es so ganz ohne auf die Dauer doch schwierig ist. Der Plan ist trotzdem, die Arbeitswege mit dem Zug zu fahren.
Wir sind einfach nur froh daran teilgenommen zu haben. Wir haben so viele positive Erfahrungen gesammelt, letzten Endes hat es zum Umdenken bewegt.
Erstmal war es echt komisch, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt!


1 Kommentar

  1. Jürgen Dudeck

    Das Motivieren zum Umsteigen finde ich gut. Ich wünschte mir mehr Vergünstigungen, die auch alte Menschen anregen das eigene Auto aufzugeben bzw. mehr den ÖPNV zu nutzen, z.B. durch die Möglichkeit auch eine normale Monatskarte zum ermäßigten Preis zu erwerben.
    Wiederholt erlebte ich, wie alte Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen und nachlassender Reaktionsfähigkeit weiter Auto fahren und dies begründeten, der ÖPNV sei ihnen zu teuer.

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