Eisenbahnstrecken im Porträt: Die Nationalparkbahn U 28

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In ihrer jetzigen Form ist die Nationalparkbahn eine junge Linie: Erst seit 2014 rollt sie durchgehend von Děčín über Bad Schandau und Sebnitz nach Rumburk.

Birgit Hilbig / DDV Mediengruppe

Die Nationalparkbahn auf der Elbbrücke in Bad Schandau
Die Nationalparkbahn auf der Elbbrücke in Bad Schandau

Doch die Geschichte ihrer Abschnitte reicht deutlich weiter zurück. Sie beginnt 1845, als der erste Spatenstich für die Strecke von Dresden ins damalige Bodenbach (heute Děčín) voll­zogen wurde. Die nächsten „Puzzleteile“ folgten in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts: 1871 vergab die Österreichische Regierung die Konzession zum Bau einer Eisenbahn­verbindung zwischen Rumburg und Schluckenau (heute Rumburk und Šluknov), 1873 stimmte die sächsische Staatsregierung dem Bau der Strecke Bad Schandau – Sebnitz – Bautzen zu. Letztere gilt noch heute als ingenieurtechnische Meisterleistung, denn sie enthält sieben Tunnel, zwei Viadukte, die Elbbrücke in Bad Schandau sowie 32 weitere Brücken, Durchlässe, Dämme und Einschnitte.

In mehreren Schritten wurde die Rumburger Strecke bis Sebnitz verlängert, bis nach 40-jährigem Betrieb 1945 der vorerst letzte Zug über die Grenze fuhr. Drei Jahre später soll ein Güterwagen unkontrolliert von Dolní Poustevna bis nach Goßdorf-Kohlmühle gerollt sein. Daraufhin unterbrach die Tschechoslowakische Eisenbahn die Verbindung durch eine Gleislücke. Auf deutscher Seite blieben die Schienen jahrzehntelang ungenutzt. Seit der politischen Wende kämpften die Bewohner der Grenzregion vehement für den „Lückenschluss“, weil sie sich kürzere Wege und ein engeres Zusammenrücken mit den Nachbarn wünschten. 2005 begannen die ersten Planungen und Gespräche; 2013 fiel der Startschuss für die Bauarbeiten. Damit war der Weg frei für eine insgesamt 65 Kilometer lange Verbindung zwischen Sächsischer und Böhmischer Schweiz.
Am 5. Juli 2014 rollte der erste Zug auf der Strecke, die seitdem als Nationalparkbahn beworben und jährlich, allein im VVO, von bis zu 180.000 Fahrgästen genutzt wird. Die Bezeichnung U 28 verrät die Zugehörigkeit zum böhmischen Kreis Ústí nad Labem.

Die Bahn verkehrt im Zwei-Stunden-Takt und ist in Bad Schandau an die S-Bahn-Linie S 1 Richtung Dresden und Meißen angebunden. Auf deutscher Seite gilt der VVO-Tarif. Wer nach Tschechien weiterfährt, löst beim Zugbegleiter ein Ticket zum eigens geschaffenen Regiotarif Schluckenau-Elbe (U 28-Tarif), das in Euro oder Kronen bezahlt werden kann. Für den Tagesausflug lohnt sich oft das grenzüberschreitend gültige Elbe-Labe-Ticket.

Dieses und weitere Themen finden Sie in der Kundenzeitschrift des VVO – OberelbeTakt – 1. Ausgabe 2021.


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