Mobil mit E: Grüne Hoffnung

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Im vergangenen Sommer haben die Dresdner Verkehrsbetriebe zwanzig vollelektrische Busse beschafft. Seitdem läuft die lange erwartete Flottenumstellung auf vollen Touren.

Nils Brabandt/Konzept Konzept

Schön leise und emissionsarm. Robert Roch und Rico Seipel (r.) demonstrieren die Zukunft des Stadtverkehrs in einem der vollelektrischen Busse.

Mittlerweile haben die Dresdner E-Busse über eine Million Fahrtkilometer hinter sich gebracht und damit ihre Feuertaufe bestanden. Robert Roch (RR), Centerleiter Kraftfahrzeuge bei den DVB und Geschäftsführer der Dresdner Verkehrsservicegesellschaft mbH, sowie Rico Seipel (RS), Projektverantwortlicher Flottenelektrifizierung bei den DVB, lassen das erste halbe Jahr Revue passieren.

Was bringt die Umstellung der Buslinien 81 und 68 konkret?
RR Die Elektrobusse sind gerade beim Anfahren deutlich leiser als Dieselfahrzeuge und die Fahrgäste profitieren von einer ruck- und unterbrechungsfreien Beschleunigung. Bei den Schadstoffen sind zwar auch unsere Dieselwagen schon sehr gut unterwegs. Aber die E-Busse fahren wegen des Ökostroms global ohne CO2-Emissionen. Da kann keine Verbrennungskraftmaschine mithalten.
RS Die DVB AG beschafft von der Sachsenenergie seit 2019 ausschließlich zertifizierten, grünen Strom. Der wird vorwiegend aus Sonnenlicht, Wind- und Wasserkraft gewonnen.

Rico Seipel zeigt den Lade-Anschluss.

Wie waren die Erwartungen beim Technologiewechsel?
RS Unsere Hoffnung war, die neue Technologie geräuscharm in den Betriebsalltag und das Stadtbild zu integrieren und damit die Lebensqualität in Dresden zu steigern. Das hat rückblickend hervorragend geklappt. Aber natürlich bestand das Risiko einer mangelnden Akzeptanz bei der Bevölkerung. Und es gibt es auch immer technische Hürden, welche sich vorher nicht komplett überblicken lassen. Bis auf kleinere Schwierigkeiten hat sich aber nichts bestätigt. Trotz anfänglicher Kinderkrankheiten fahren die E-Busse von der Laufleistung her auf dem Niveau unserer Dieselbusse.

Was ist alles für den Betrieb nötig?
RR E-Mobilität bedeutet, von der zusätzlichen knappen Ressource Energie aus zu planen. Damit die E-Busse 300 bis knapp 450 Kilometer am Tag schaffen, müssen wir an den Endpunkten Lade-
Infrastruktur errichten. Da haben wir Glück, dass wir uns direkt bei unseren Kollegen von der Bahnstromversorgung und Sachsenenergie bedienen können. So bleibt das Geld, was sonst für Diesel ausgegeben wurde, in der Stadt. Für die Ladepunkte benötigen wir aber neue und leistungsfähige Mittelspannungsanschlüsse, verfügbaren Platz und Ladegeräte mit Informationsschnittstellen in die Leitstelle. Letztlich muss bei Umleitungen oder Stausituationen der Energiehaushalt für die Fahrzeuge operativ ausgesteuert werden. In der Werkstatt brauchen wir Kollegen, die auf die neuen Fahrzeuge und die Instandhaltungstechnologien qualifiziert werden. Hier profitieren wir von unseren Hybridbuserfahrungen und unserer sehr guten Ausbildungsabteilung. Außerdem haben wir noch einige Spezialwerkzeuge und einen Dacharbeitsstand erworben und eingerichtet.

Hatten die Erfahrungen mit Hybridbussen einen Einfluss auf die Entscheidung?
RS Eigentlich war es ebenfalls ein vollelektrischer SOLARIS-Bus, den wir schon seit 2015 im Einsatz haben. Aber die Hybridfahrzeuge haben uns gut auf den Generationswechsel des Antriebs vorbereitet. Wir konnten Schwachstellen identifizieren und haben umfangreiche Wartungs- und Instandsetzungserfahrungen sammeln können. Die Begleitforschungen haben uns sehr bei der Abschätzung des uns erwartenden Energiebedarfes der vollelektrischen Fahrzeuge geholfen. Wir konnten damit, besonders bei der Linie 68, die Betriebstechnologie und die Investitionen in die notwendige Infrastruktur sehr gut planen und vorbereiten.

Im Busbetriebshof gibt es bereits Erfahrungen mit Hybridbussen. Für die vollelektrischen Fahrzeuge wurden die Mitarbeiter geschult und neues Spezialwerkzeug angeschafft.

Wie sehen die weiteren Pläne aus?
RR Die komplette Umstellung des Busnetzes auf E-Mobilität ist leider nicht ganz einfach, da wir mit unserem Nachtverkehr und durchgebundene Linien auf Tagesfahrleistung bis über 500 Kilometer kommen. Aktuell prüfen wir die Endpunkte auf die Platzverhältnisse und Mittelspannungsverfügbarkeit. Darüber entscheidet sich dann, welche Linien als nächstes umgestellt werden können. Ein nächster Punkt sind die etwa doppelt so hohen Anschaffungskosten. Ohne Fördermittel vom Bund und Land geht da nichts. Wir sind aber zuversichtlich, dass Dresden beim nächsten Aufruf wieder berücksichtigt wird, damit gegen 2026 weitere E-Busse kommen.

Was würden Sie bei der Umstellung auf Elektrobusse raten?
RR Wir sehen die DVB nicht in einer Vorreiterrolle, aber wir haben sehr klare Vorstellungen, wie die Antriebswende in Dresden funktionieren wird. Dabei profitieren wir von jahrelangen Erfahrungen mit den neuartigen Antriebssystemen. Vor allem unsere Mitarbeiter im Fahrdienst und der Werkstatt sind schon sehr gut vorbereitet. Rein von der Anzahl an E-Bussen haben uns mittlerweile einige Städte überholt, aber wir fahren sehr effizient und mit Tagesfahrleistungen, die nicht von vielen Betrieben erreicht werden. Der Erfolg kommt also mit einer guten Vorbereitung und das haben wir in Dresden gezeigt.
RS Grundsätzlich empfehle ich, sich möglichst viele Anregungen von anderen Betrieben einzuholen und darauf aufbauend das eigene optimale Konzept zu entwickeln. Denn was in Dresden oder Leipzig gut funktioniert, kann in einer anderen Stadt zu einem ganz anderen Ergebnis führen.

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